Globale Hungerkrise – Eine kapitalistische Pandemie

Die Corona-Pandemie zeigt, wie unerhört die soziale Ungleichheit inzwischen ist. Sie trifft auf eine Weltbevölkerung, in der zufolge der Welternährungsorganisation FAO bereits 135 Millionen akut Hunger leiden1. Zwei Milliarden Menschen leben ständig mit dem Risiko, dass aus Mangel Hunger wird. Die Maßnahmen der Regierungen gegen die Ausbreitung des Virus, die brutale Repression gegen die Bevölkerungen und die wirtschaftlichen Folgen, die auf sie abgewälzt werden, sind für Milliarden Menschen eine Katastrophe. Laut World Food Programme (WFP) könnte sich die Zahl der akut Hunger Leidenden verdoppeln2.

In Kolumbien hängen als Sinnbild für die Hungerkrise rote Tücher an den Fenstern. Ein rotes Tuch bedeutet, hier leidet jemand Hunger.

Als unmittelbare Folge der Ausgangssperre können Menschen ihren Jobs nicht mehr nachgehen. In den großen Städten arbeiten 50% im „informellen“ Sektor, also als Straßenverkäufer*innen, Schrottsammler*innen oder Prostituierte. Typische Arbeit im Kapitalismus der Schwellen- und armen Länder. Die Regierung unterstützt in der Corona-Krise die Banken, die private Rentenversicherung und die großen Unternehmen.

Andererseits brauchte es Wochen und laute Hungerproteste, bis erste völlig unzureichende Nahrungsmittellieferungen in den armen Viertel ankamen. Demonstrierende prangern an, dass der Gesundheitsnotstand eine Reihe von Mängeln ans Licht gebracht hat, unter denen die Gemeinschaft in den Vierteln leidet und dass die schwierige Situation das Ergebnis „eines gescheiterten Wirtschaftssystems ist, das Ungleichheit reproduziert und die Mehrheit der Bevölkerung ausschließt“.

Hunger kennen auch viele Familien in den USA. Schon vor Corona ging dort jeder 7. Mensch zu den „Food Banks“ – den gemeinnützigen „Tafeln“. 37 Millionen waren bereits von Hunger bedroht3.

Jetzt kommen die Massenentlassungen dazu. Mit den Schul-schließungen fallen die günstigen Schulessen weg. Man rechnet damit, dass sich die Zahl der hungernden Amerikaner*innen verdoppeln oder verdreifachen wird… in einem Land, indem Milliardär*innen während Corona reicher werden!

Die kilometerlangen Schlangen vor den Food Banks sind in den USA das Sinnbild der Hungerkrise. Das Problem sind nicht fehlende Lebensmittel. Farmer schütten sogar Milch auf Felder und lassen Gemüse ver-rotten. Kapitalismus bringt Hunger, obwohl es ausreichende Nahrung gibt!

Für die afrikanischen Länder haben die internationalen Organisationen bereits Anfang des Jahres dramatische Bilder gezeichnet angesichts Überschwemmungen, Dürren, Heuschreckenplagen, Krieg…

Nun fehlt es zum Beispiel in Somalia und im Sudan an Getreide. Viele Länder wie Nigeria und Tschad sind abhängig vom Export, um Essen im Ausland zu kaufen. Aber der Welthandel ist runtergefahren, Ernten landen im Müll, gleichzeitig steigen auf den lokalen Märkten die Lebensmittelpreise. Dazu fällt der Tourismus aus und die Gelder, die normalerweise von Migrant*innen aus dem Ausland kommen, sind wegen der Reisebeschränkungen jetzt viel geringer. Ausgangssperre und Abstandhalten? Unmöglich, wenn die Alternative Hunger ist. Die Polizei drangsaliert dennoch die Bevölkerungen.

Während Regierungen Billionen in die Wirtschaft pumpen, beklagen Hilfsorganisationen, dass sie weniger Gelder erhalten. Angesichts der steigenden Zahlen Hilfebedürftiger und steigender Lebensmittelpreise ein Skandal mehr!

REFERENZEN:

1. http://www.fao.org/news/story/en/item/1271868/icode/

2. https://insight.wfp.org/covid-19-will-almost-double-people-in-acute-hunger-by-end-of-2020-59df0c4a8072

3. https://www.tagesspiegel.de/politik/coronakrise-verschaerft-die-armut-millionen-hungern-in-den-usa-food-banks-muessen-lebensmittel-verteilen/25819798.html

4. https://speakoutsocialists.org/coronavirus-claims-an-unexpected-victim-florida-vegetables/

5. https://www.weforum.org/agenda/2020/04/africa-coronavirus-covid19-imports-exports-food-supply-chains

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