Am Montag, 17. Mai, fand die dritte Verhandlungsrunde zwischen der Deutschen Bahn und dem Verhandlungsteam der GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) in Berlin statt. Das war das xte Gespräch seit im letztem Jahr die Verhandlungen begannen.
Nach vielem Reden und Pokern und viel Zeit hat die Deutsche Bahn ein sogenanntes Angebot auf den Tisch gepackt: dieses Jahr keine Lohnerhöhung, 1,5 % mehr Lohn zum 1.1.2022, mindestens bis Februar 2023 auch keine weitere Erhöhung, auch keine Coronaprämie, dafür aber einen Kündigungsschutz und das Versprechen, Personal einzustellen. Als „Gegenfinanzierung“ mehr Flexibilität bei den Schichtplanungen zugunsten der DB und Kürzung bei der betrieblichen Altersversorgung (Zusatzrente). Begleitet wird das mit Erklärvideos und Aushängen: das Angebot würde „in unsere Zeit passen“, eine Zeit, „wo wir sehr große Corona-Schäden haben, die es solidarisch zu bewältigen gilt“. Die DB agiert wie alle Unternehmen.
Diese Lohnerhöhung, die angesichts der Inflation einen Reallohnverlust darstellen würde, ist exakt das, was die DB der anderen (deutlich größeren) Gewerkschaft EVG bereits letztes Jahr angeboten, und was für viel Wut bei den Bahnerinnen und Bahnern gesorgt hatte.
Der GDL-Chef Weselsky hat dieses sog. Angebot gleich in einer Pressekonferenz abgelehnt. Die Diskussion, wann es mit Streiks losgeht, hat neuen Schwung bekommen. Aber am Pfingstmontag hat die GDL einen neuen Vorschlag gemacht, in dem sie einiges von ihren Forderungen zurücknimmt, was die DB prompt öffentlich und höhnisch kommentierte. Die nächste Verhandlungsrunde ist am 7. Juni. Noch eine mehr …
Seit vielen Monaten ist die Rede von Streiks. Wird es Streiks geben?
Bislang hat die GDL-Spitze nicht darauf gesetzt, die Tausenden Mitglieder, geschweige denn die viel größere Zahl an Bahnbeschäftigten im Konzern zu mobilisieren. Glauben die Verhandlungsleute der GDL ernsthaft, eine handvoll Leute mit großer Klappe könnten die Bahn bezwingen? Ausgeschlossen.
Die DB agiert wie alle Unternehmen. Streik ist das Einzige, was die Großmäuler im Vorstand und der Politik nervös machen und zum Rückzug zwingen könnte. Je breiter der Streik, je mehr Bahnbereiche dabei sind, egal ob oder in welcher Gewerkschaft man ist, umso größer der Druck auf den Vorstand. Was anderes gibt es nicht.
Es gibt Gewerkschaftsaktivist:innen vor Ort, die es (oft in ihrer Freizeit) in die Hand nehmen, die Dinge zu tun, die nötig sind, um einen Streik vorzubereiten: Kolleginnen und Kollegen zusammenbringen und organisieren, Streiklokal und Streikversammlung organisieren, raus-kriegen, wie man eine Demo anmeldet … Streiks sind nur so stark, wie die Menschen, die sie organisieren und tragen.
Mehr zur Deutschen Bahn findet ihr auf unserer Website sowie in früheren Ausgaben der AURORA.
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