Sind die Bahner:innen jetzt am Zug? Im Bahn- und Busbereich stehen noch Verhandlungen an.

Der letzte Warnstreik am Freitag, dem 21. April von 3 Uhr bis 11 Uhr folgte dem ersten Warnstreik am 27. März, der von 4 Uhr bis 14 Uhr lief. Die Verkehrsgewerkschaft EVG ist im Februar mit einer hohen Forderung von 650 Euro Lohnerhöhung bei 12 Monaten Laufzeit angetreten. Die EVG verhandelt mit 50 Unternehmen parallel, der Deutsche Bahn-Konzern mit 180.000 Beschäftigten ist eines davon.

Beim 1. Warnstreik zusammen mit ver.di streikten über 38.000 EVG-ler:innen aus allen möglichen Bereichen: Fahrdienstleitung, Service, Werkstätten, IT … Im Berliner Raum fuhr nichts, weil die Fahrdienstleiter:innen voll dabei waren. Für viele – oder die meisten – war das der erste Streik des Lebens, sind doch die EVG-Funktionär:innen dicke mit der Deutschen Bahn (DB), da passt normalerweise kein Blatt dazwischen. Aber diesmal läuft es etwas anders, vor allem weil die Bahner:innen mega sauer sind: Die Löhne sind unerhört niedrig. Dazu hat sich der Bahnvorstand sein Gehalt letztes Jahr verdoppelt! Auf den Schlichtervorschlag im Öffentlichen Dienst ist die DB sofort raufgesprungen und verlangt einen Abschluss auf dieser Basis. Aber die EVG ziert sich und reagierte mit dem 2. Warnstreik. Seiler, der Personalchef im DB-Vorstand und früher verdi-Funktionär, hat für solche Situationen sein übliches Schauspiel parat: „Dieser Streik ist völlig unnütz und unnötig“ … Wir wollen „Lösungen für unsere Mitarbeitenden“… labert er. Tja, das ist wie in der Liebe, man muss die auch beweisen. Also sollen sie die 650 Euro zahlen!

Am 2. Warnstreik waren über 25.000 Streikende dabei – das ist weniger. Aber ist die Streikbereitschaft geringer geworden? Das kann man so nicht sagen, denn die Ankündigung war kurzfristig, das Streikfenster kurz und ungünstig und überhaupt hat die EVG nicht so viele aktive Betriebsgruppen. Alles hängt davon ab, ob vor Ort Gewerkschaftsaktivist:innen was auf die Beine stellen können.

Die andere kleinere Bahngewerkschaft GDL, die ganz überwiegend Fahrpersonal organisiert, verbietet ihren Mitgliedern mitzustreiken, von denen ein großer Teil sicher trotzdem mit dem Herzen dabei ist (und ganz ganz vereinzelt auch unter den Streikenden??).

Auf der Kundgebung in Berlin dominierte unter den Teilnehmenden die Erwartung, dass es nach der nächsten Verhandlungsrunde am 25. April einen längeren Streik geben muss.

Sabine Müller, Berlin

22. April 2023

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