USA – Boeing-Streikende lehnen erneut neues Angebot ab – Beschäftigte sagen: „Keine Renten, keine Flugzeuge“

33.000 Boeing-Maschinenschlosser, Mitglieder der [Gewerkschaft] International Association of Machinists (IAM), haben am Mittwoch, dem 25. Oktober, das Angebot des Unternehmens für einen Tarifvertrag mit einer Zweidrittelmehrheit abgelehnt. Das Angebot des Unternehmens beinhaltete eine 35%-ige Lohnerhöhung über einen Zeitraum von vier Jahren. Zuvor hatten 96 % der Mitglieder ein von den Gewerkschaftsführern empfohlenes Angebot einer 25%-igen Lohnerhöhung abgelehnt, was den Streik am 12. September ausgelöst hatte. Während eine höhere Lohnerhöhung zum Ausgleich der hohen Inflation in Seattle nach wie vor ein Thema ist, sagen die Arbeitenden, dass die Wiederherstellung ihrer Renten der größte Knackpunkt sei.

Seit den 1940er Jahren beinhaltete der Boeing-Vertrag mit der [Gewerkschaft] IAM garantierte monatliche Rentenzahlungen. Rentenpläne, die ein ausgehandeltes Leistungsniveau garantieren, werden als „leistungsorientierte Pläne“ bezeichnet. Das Unternehmen ist gesetzlich verpflichtet, die ausgehandelten Zahlungen jeden Monat zu leisten, unabhängig davon, wie gut es dem Unternehmen geht und ob die Börse steigt oder fällt.

Im Jahr 2014 forderte Boeing, dass der festgelegte Pensionsplan eingefroren wird und die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter auf 401k-Pläne umgestellt werden. Bei einem 401k-Plan leistet das Unternehmen einen vertraglich festgelegten Beitrag zum 401k jedes Beschäftigten, aber die tatsächliche monatliche Auszahlung der Rente hängt von der Höhe des Aktienmarktes ab, wenn der Beschäftigte in Rente geht. Damit liegt das gesamte Risiko beim Beschäftigten. Die Gewerkschaft akzeptierte diese Umstellung und legte ein Datum für eine Abstimmung darüber fest. Ein Tag, an dem viele Beschäftigte nicht teilnehmen konnten. Das Unternehmen drohte damit, die Produktion aus dem Großraum Seattle in nicht gewerkschaftlich organisierte Betriebe zu verlagern, falls die Beschäftigten sich weigern sollten, der Umstellung zuzustimmen, und mit knapper Mehrheit stimmten die Beschäftigten zu.

Bis in die 1980er Jahre hatten die meisten gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer leistungsorientierte Rentenpläne und keine 401k-Pläne. Selbst wenn die Versorgungsleistungen nicht angemessen waren, war ihre Abschaffung ein wichtiges Ziel der Bemühungen der amerikanischen Unternehmen, ihre Gewinne durch Senkung der Arbeitskosten zu steigern. Die Gewerkschaften gaben nicht nur die Renten ihrer Mitglieder auf, sondern auch die Lebenshaltungskostenklauseln und akzeptierten Lohnstopps. Gewerkschaftsfunktionäre gaben unter dem Vorwand, dass Arbeiter und Unternehmen „Produktionspartner“ seien, jede Gelegenheit auf, gegen erhöhte Arbeitsbelastung und Zwangsüberstunden zu kämpfen. Produktivität und Gewinne stiegen rasant an, ebenso wie der Reichtum des 1 %. Die Ära der Zugeständnisse dauert seit mehr als 40 Jahren an. Der Streik ist ein schwerer Schlag für die schwachen Finanzen von Boeing, was den Beschäftigten eine ungewöhnlich große Verhandlungsmacht verleiht. Die Boeing-Beschäftigten haben zwei von den Gewerkschaftsfunktionären ausgehandelte Vertragsangebote abgelehnt und scheinen entschlossen, an ihren Forderungen festzuhalten. Ihr Streik wird jedoch nie seine volle Wirkung entfalten, solange unternehmensfreundliche Gewerkschaftsfunktionäre die Kontrolle über den Arbeitskampf behalten. Wie die Boeing-Arbeitenden diese Herausforderung angehen, wird darüber entscheiden, wie viel sie von diesem sturen, aber verwundbaren Unternehmen herausholen können. Aber ob sie mit ihrer Forderung nach Wiederherstellung ihrer Renten nun gewinnen oder verlieren, der Boeing-Streik macht deutlich, dass eine wachsende Zahl von US-Arbeiter:innen ein Ende der Ära der Zugeständnisse will. Der Kampf um die Wiederherstellung der Renten ist nur ein erster Schritt.

[Dieser Artikel erschien am 27. Oktober 2024 auf der website der us-amerikanischen sozialistischen Gruppe „Speak Out Now“: Boeing Strikers Again Reject New Offer – Workers Say, “No pensions; No Planes.”]

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