Korruption, Spielmanipulationen, Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Menschenrechtsverletzungen … Ein ganz normaler Tag bei der FIFA und beim IOC

Kein Sportliches Großereignis ohne Korruptionsskandal. So wurden bereits während der Olympischen Spiele 388 v. Chr. Wettkampfteilnehmer bestochen. Doch heute geht es um gigantische Summen, die bei Olympischen Spielen oder bei Weltmeisterschaften verdient werden können.

Der jüngste Fall dreht sich um die Vizepräsidentin des Europaparlaments Eva Kaili, die Geld von Katar bekommen haben soll. Bei ihr und ihrem Vater wurden 900.000 Euro gefunden. Dies ist nur eine von vielen Geschichten rund um sportliche Events.

Allein zwischen 1991 und 2015 sollen etwa 150 Millionen Dollar Schmiergelder an die FIFA und ihre Funktionär:innen geflossen sein – die WM in Russland und Katar noch nicht vollständig eingerechnet. Um wie viel Geld es vor allem beim Fußball geht, zeigen die Jahresberichte der FIFA. 2018, im Jahr der WM in Russland, wurde ein Umsatz von 5,357 Milliarden Dollar erzielt. 2022 sollen es 7,5 Milliarden sein.

Die Geschichte um die Vergabe an Katar ist eine lange Geschichte. Ein Beispiel: Ende 2010 hat der damalige französische Präsident Sarkozy Einfluss auf den ehemaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini genommen. Kurz vor der Entscheidung, dass Katar die WM austragen wird, hatte Platini eine WM in Katar noch kategorisch abgelehnt. Nach einem Essen mit Sarkozy hatte er seine Meinung geändert. Für Sarkozy und sein Umfeld hat sich das gelohnt. 24 französische Kampfflugzeuge wurden an Katar verkauft. Katar rettete Sarkozys Lieblingssportverein Paris Saint-Germain und der Golfstaat kaufte sich u. a. in französische Konzerne wie Suez, Vinci, Airbus, und Orange ein.

Und 2006?!

Viel wurde über den Wüstenstaat geschimpft – auch über die schlimmen Arbeitsbedingungen. Zu Recht, aber wie immer, braucht man nicht weit schauen um kriminelle Machenschaften zu entdecken. Viele der gerichtlichen Verfahren stehen 17 Jahre nach der WM in Deutschland noch aus. Franz Beckenbauer steht unter Verdacht, den früheren Fifa-Funktionär Mohamed bin Hammam im Jahr 2002 mit 6,7 Millionen Euro bestochen zu haben, um für das deutsche WM-Organisationskomitee einen Zuschuss in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken zu erwirken. Bin Hammam war zu dieser Zeit im Fifa-Finanzkomitee für solche Zuschüsse zuständig. Das Geld hatte sich Beckenbauer vom Ex-Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus geliehen. Bereits bei der Vergabe für die WM in Deutschland wurde bestochen. So wurde zum Beispiel Einfluss genommen, indem Großaufträge aus Wirtschaft und Industrie an die Länder der Delegierten gingen, die über den Vergabeprozess entschieden.

Und was ist mit Olympia?

Aktuell sind die Olympischen Spiele in Tokio 2020 im Fokus. Auch hier soll es im Vorfeld Millionenzahlungen – organisiert und koordiniert vom Bewerbungskomitees aus Tokio – an die Entscheidungsträger für den Austragungsort geflossen sein. Auch Brasilien hat für seine Olympischen Spiele 2016 und die WM 2014 tief in die Tasche gegriffen. Welches Problem aber oft vergessen wird, sind die enormen Kosten für die Austragung. Fast immer ist die Austragung von sportlichen Großereignissen ein finanzielles Desaster für die Region. Neben Verdrängung von Einheimischen und Militarisierung von öffentlichen Räumen sind die Kommunen und Städte oft finanziell stark belastet. Rio ist seit einigen Jahren pleite. Die öffentliche Daseinsfürsorge kann nur mit Mühe aufrechterhalten werden, Arbeitende im Öffentlichen Dienst müssen oft Monate auf ihre Gehälter warten.

Kein Ende in Sicht

Die nächsten großen Sportereignisse stehen an – Olympische Sommerspiele 2024 in Paris, Winterspiele in Italien 2026 und die WM 2026 in Nordamerika. Es wird nicht lange dauern, bis die nächsten Korruptionsskandale ans Licht treten. Solange sehr viel Geld damit verdient werden kann, wird es Korruption, Menschenrechtsverletzungen und all die anderen Dinge geben. Es geht beim Sport ja nicht ums Gewinnen, sondern um Gewinne.

Karl Gebhardt, Berlin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert