Das behauptet die seriöse britische medizinische Fachzeitschrift The Lancet, die in der Wissenschaftswelt als eine der renommiertesten und anerkanntesten gilt.
Wenn der Krieg jetzt beendet würde, ist bei einer zurückhaltenden Schätzung davon auszugehen, dass die Zahl der Todesopfer in Gaza auf über 186.000 Palästinenser:innen ansteigt. Das wären fast 8 % der 2,3 Millionen Einwohner vor dem Krieg.
Die Studie weist darauf hin, dass bewaffnete Konflikte indirekte gesundheitliche Auswirkungen haben, die über die direkten Schäden durch Gewalt hinausgehen. Selbst wenn der Krieg sofort beendet würde, wird es in den kommenden Monaten und Jahren weiterhin viele indirekte Todesfälle geben, beispielsweise durch Krankheiten. Angesichts des gewalttätigen Kriegs, der zerstörten Infrastruktur des Gesundheitswesens, des gravierenden Mangels an Nahrungsmitteln, Wasser und Unterkünften, der Unmöglichkeit für die Bevölkerung, an sichere Orte zu fliehen, und des Verlusts von Finanzmitteln für das UNRWA, eine der wenigen humanitären Organisationen, die noch im Gazastreifen tätig sind, wird die Gesamtzahl der Todesopfer voraussichtlich hoch sein. The Lancet erinnert daran, dass in den jüngsten Kriegen die Zahl der indirekten Todesopfer drei- bis 15-mal so hoch ist wie die Zahl der direkten Todesopfer. Bei einer vorsichtigen Schätzung von vier indirekten Todesfällen pro einem direkten Todesfall kommt die Fachzeitschrift bei aktuell rund 38.000 gemeldeten Todesfällen im Gazastreifen auf bis zu 186.000 oder sogar mehr Todesfälle.
Die Studie befasst sich auch mit den Vorwürfen, dass das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium in Gaza Daten fälschen würde. Aber die Fachzeitschrift erinnert daran, dass die israelischen Geheimdienste, die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation die Zahlen des Gesundheitsministeriums als korrekt akzeptieren. Diese Zahlen sind eher zu niedrig. Schon im Mai hat die UNO geschätzt, dass 10.000 Tote unter den Ruinen der zerstörten Gebäude liegen dürften.
Die Studie von The Lancet kommt zu folgender Schlussfolgerung: „Ein sofortiger und dringender Waffenstillstand im Gazastreifen ist unabdingbar, begleitet von Maßnahmen, die die Verteilung von medizinischen Hilfsgütern, Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und anderen Ressourcen zur Deckung der menschlichen Grundbedürfnisse ermöglichen. Gleichzeitig ist es notwendig, das Ausmaß und die Art des Leids in diesem Konflikt zu erfassen. Die Dokumentation des wahren Ausmaßes ist von entscheidender Bedeutung, um die historische Rechenschaftspflicht zu gewährleisten und die vollen Kosten des Krieges anzuerkennen.“
Kosten, die sowohl in menschlicher als auch in materieller Hinsicht gigantisch sein dürften.
Beitragsbild: Anadolu Ajansı – Ali Jadallah via X (Twitter)
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