Schule im November – Corona-Party der anderen Art

Die stark angestiegenen Fallzahlen haben zu neuen Corona-Maßnahmen geführt. Während in Österreich seit Mitte November alle Schulen wieder zu sind, kann man in Deutschland im Moment eine absurde Realitätsverweigerung der Schulministerien beobachten. Obwohl mit dem „Lockdown light“ Kontakte stark eingeschränkt werden sollen, Jugendzentren und andere Möglichkeiten zu einer sinnvollen und kostenfreien Freizeitgestaltung zugemacht werden, bleiben die Schulen im „Regelbetrieb“ offen. Als ob das Coronavirus nur am Nachmittag aktiv wäre! Zunehmend mehren sich die Hinweise, dass zumindest Schüler*innen ab 12 Jahren genauso infektiös sind wie alle anderen Menschen.

Der ÖPNV quillt morgens über wie immer und in vollen Klassen ist Abstand unmöglich. Hilflos sollen Maskenpflicht und „Lüften“ einen echten Infektionsschutz ersetzen. Schon längst aber sind Schulen nicht mehr „sicher“, Hunderttausende Schüler*innen in Quarantäne, viele Schulangehörige infiziert. Auch wenn Corona für die meisten jungen Menschen mild verläuft, haben viele Schüler*innen und Lehrer*innen zu Recht Angst. Angst sich selbst oder Angehörige aus der Risikogruppe zu infizieren und die berechtigte Sorge, als Schule zum Hotspot zu werden und die Krankenhäuser zu über-lasten.

Für die Schulminister*innen gehen Schulpflicht und Abschlussprüfungen aber weiter vor Gesundheitsschutz. Die durch Homeschooling verstärkte Bildungsungerechtigkeit und die gestiegenen Fälle von Missbrauch und Gewalt gegen Kinder werden nun von Parteien als Argument gegen Schulschließungen ins Feld geführt, die sonst darauf pfeifen. Aber es geht nicht um Schulschließungen – sondern um kleinere Lerngruppen!

Denn anstatt, wie vom Robert-Koch-Institut (RKI) gefordert, Lerngruppen zu teilen und zum Schichtunterricht oder einem Wechselmodell zwischen Präsenz- und Distanzunterricht („Hybridunterricht“) überzugehen, wird stur am Regelbetrieb festgehalten. Als die Stadt Solingen in Nordrhein-Westfalen (NRW) als Reaktion auf steigende Fallzahlen Schichtbetrieb einführen wollte, hat Schulministerin Gebauer die Verantwortlichen mit Verboten zum „Regelbetrieb“ gezwungen.

Für die Kapitalist*innen und ihre Regierungen sind offene Schulen nötig, damit die Eltern der Schüler*innen in den Betrieben Profite für die Eigentümer*innen erarbeiten können. Das ist der Grund für die wochenlange Weigerung von Schulminister*innen die Klassen zu teilen.

In Essen haben Schüler*innen des Hugo-Kükelhaus-Berufskollegs beschlossen ab dem 16.11. zu streiken, um die Schulministerien zur Einführung von Hybridunterricht zu zwingen. Die Schulleitung hat dort bereits nachgegeben, so dass Schüler*innen selbst entscheiden können, ob sie online oder in der Schule lernen möchten. Aber es müssen sich andere Schulen anschließen, denn seit Fridays for Future ist offensichtlich, dass es nicht nur Argumente, sondern vor allem Druck von unten braucht.

Hugo-Kükelhaus-Berufskolleg in Essen

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