Dank der vergleichsweise geringen Anzahl an Corona-Fällen und recht hohen Anzahl an Intensivbetten in Österreich wurden die Kapazitäten der Krankenhäuser nicht ausgeschöpft. Für die Beschäftigten war die Zeit jedoch von Unsicherheiten geprägt. Jetzt wo der Applaus verhallt, werden die vergessenen Held*innen wieder lauter.
Die Probleme haben sich nicht geändert, sie wurden nur durch die Corona-Pandemie sichtbarer: Mangel an Personal und Schutzausrüstung. Der Notstand unter den Corona-Maßnahmen wechselt sich nur mit dem normalen Wahnsinn ab.
Während in den letzten Monaten die Krankenhäuser heruntergefahren und für normale Patient*innen abgeriegelt wurden, wodurch es jenseits der Covid-Stationen ungewöhnlich ruhig war, steigt das Patient*innenaufkommen jetzt wieder. Viele Patient*innen, die regelmäßige Behandlungen und Kontrollen benötigen und zu Risikogruppen zählen, waren in den letzten Monaten schlecht versorgt und kommen jetzt in schlechtem Zustand zurück in die Krankenhäuser.
Applaus hilft nicht
Schnell wurden die Held*innen in der „kritischen Infrastruktur“ und besonders das Krankenhauspersonal entdeckt und täglich mit Applaus versehen und öffentlich hofiert. In den Spitälern haben sich die Mitarbeiter*innen darauf vorbereitet, dass das Gesundheitssystem an seine Grenzen stößt – was teilweise schon ohne Covid-Patient*innen bei der Einhaltung von Schutzmaßnahmen geschehen ist. Viele Kolleg*innen meinten sich sicher sein zu können: Corona führt zum Umdenken. Nachdem offensichtlich wurde, dass das Gesundheitssystem wichtig ist und auf wackeligen Beinen steht, würde es zukünftig ausfinanziert werden und würden sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Mittlerweile ist aber vielen klar geworden, dass es außer dem Applaus nichts für sie geben wird. Im Gegenteil diskutieren Politiker*innen aufgrund der hohen Staatsausgaben über Einsparungen bei den … Krankenhausbetten.
Reale Verbesserungen gefordert
Deshalb organisieren sich die Belegschaften wieder. Die Basisbewegung in der Pflege organisierte am 22. Juni am Wiener Heldenplatz die Kundgebung „Reale Verbesserungen statt Applaus“. Es ist wieder die Basis, die auf die Straße geht, während sich Gewerkschaften und Verbände mit Wunschlisten an die Regierung wenden. In Wien wurden von der Gewerkschaft im stillen Kämmerchen einzelne Zugeständnisse ausverhandelt, damit lassen sich die Kolleg*innen aber nicht abspeisen.
Mehrere Hundert von ihnen sind dem Aufruf gefolgt um für höhere Löhne, mehr Personal, besseres Material und eine Arbeitszeitverkürzung zu kämpfen. Auch die RSO war vor Ort und unterstützt mit dem Betriebsflugblatt „Klartext im Krankenhaus“ solidarisch die Bewegung.
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