Ni Una Menos – Nicht eine weniger! Stoppt die Gewalt an Frauen*!

Am 25. 11. ist der jährliche Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen*. Wie jedes Jahr geht es besonders an diesem Tag darum, die tagtäglich zigfach ausgeübte Gewalt gegen Frauen* sichtbar zu machen und dagegen anzukämpfen. Jedes Jahr bedeutet es immer und immer wieder aufzuzeigen, dass die kapitalistische Gesellschaft diese Gewalt hervorbringt, toleriert und einzementiert.

Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau* in Deutschland wegen der Gewalt ihres Partners oder Ex-Partners, fast jeden Tag versucht ein Mann eine Frau* zu töten. In Österreich werden regelmäßig mehr Frauen* als Männer getötet. In Österreich wurden 2023 bereits 25 Femizide begangen, d. h. Ermordungen von Frauen* aufgrund von Misogynie (=Frauen*feindlichkeit) und durch die Gewalt eines Partners, Ex-Partners, Bekannten oder Verwandten. In Deutschland erleiden ca. 13 Frauen* jede Stunde Gewalt durch den Partner oder Ex-Partner.

Es sind keine Liebestaten, keine Beziehungsdramen, es ist nicht Mord aus Leidenschaft. Es ist Gewalt an und Ermordung von Frauen*, weil sie Frauen* sind. Es ist keine spontane Impulshandlung von in ihrem Ego verletzten Männern, sondern systematische und sehr oft über einen langen Zeitraum ausgeübte physische, psychische und/oder sexualisierte Gewalt gegen Frauen*.

Darüber hinausgehend bedeutet Gewalt gegen Frauen* auch institutionelle Gewalt, wie die häufige Täter-Opfer-Umkehr in Ermittlungs- und Strafverfahren im Zuge von Gewalttaten, victim blaming in Gerichtsverfahren und medialer Berichterstattung sowie schlichtweg das nicht ernst Nehmen von Opfern und Betroffenen durch die Behörden und staatlichen Institutionen.

Kurz gesagt: In Deutschland und Österreich sind Frauen* nicht sicher, Femizide sind nur die Spitze des Eisberges einer zutiefst sexistischen und frauen*feindlichen Gesellschaft. Frauen* verdienen in Deutschland durchschnittlich 18 % weniger als Männer, in Österreich sind es rund 19 % (=Gender-Pay-Gap). Sie arbeiten in schlechter bezahlten Berufen, aufgrund von Pflege- und Care-Arbeit häufig nur in Teilzeitmodellen, was wiederum niedrige Renten und Pensionen bedeutet. Jede fünfte Frau* ab 65 gilt in Deutschland als armutsgefährdet. Frauen* werden so in wirtschaftliche Abhängigkeit von Männern gedrängt und gehalten. Die strukturellen Hindernisse dafür, Frauen* aus gewaltvollen Beziehungen zu befreien bzw. den Nährboden für gewaltvolle Beziehungen erst gar nicht entstehen zu lassen, zeigen sich an jeder Ecke. Die Antworten der Regierungen sind jedoch oft reine Lippenbekenntnisse. Es fehlen überall Gelder und Förderungen für Frauenhäuser, Täterarbeit, Therapieplätze für Opfer und Betroffene, faire Arbeitsbedingungen von Sozialarbeiter:innen, Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Die Modelle zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen* liegen bereit, die Bereitschaft der Regierungen fehlt jedoch.

So schreiend unfair dies ist, so wenig überraschend ist der fehlende Schutz von Frauen* in unserer Gesellschaft. Der Kapitalismus ist ein patriarchales Herrschaftssystem, dass seine ökonomische Ausbeutung durch Unterdrückung und Diskriminierung festigt und aufrechterhält. Geschlechterspezifische Gewalt wird nicht enden, solange es keine wirkliche Gleichberechtigung zwischen allen Geschlechtern gibt. Wir müssen am 25. 11., wie an jedem anderen Tag, gegen die Gewalt an Frauen* und für bessere und mehr Schutzmaßnahmen kämpfen. Wir müssen in Streiks sowie Widerstand gegen Krieg und Krisen feministische und antikapitalistische Ideen und Perspektiven einbringen. Jeder Lohnverlust wird weitere gewaltvolle Abhängigkeiten von Frauen* bedeuten, jeder Krieg und jede Krise die mehrfache Unterdrückung insbesondere von Frauen* verschärfen.

Wenn wieder eine Frau* verletzt oder ermordet wird, hat nicht nur der Täter Blut an den Händen, sondern alle Regierungen, die das kapitalistische System schützen und stützen.

Nike Milos, Berlin

* Menschen, die sich als Frauen identifizieren bzw. in der Gesellschaft so wahrgenommen werden (deren Körper so gelesen werden)

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