Film: „Die Saat des heiligen Feigenbaums“

Was wissen wir von dem Land Iran, das zwischen Irak und Afghanistan liegt, außer dass die Bevölkerung seit einer „Islamischen Revolution“ 1979 unter einer Diktatur leidet?

Der Film „Die Saat des Heiligen Feigenbaums“, der seit heute in Österreich und Deutschland in den Kinos läuft, zeigt uns eine Momentaufnahme des heutigen Iran. Die mächtige Protestbewegung 2022 steht im Zentrum des Films.

Der Film erzählt das Leben einer kleinbürgerlichen Familie. Der Vater zweier jugendlicher Töchter hat gerade eine bessere Stelle bekommen, was die finanzielle Situation der Familie noch mehr verbessern wird. Soweit alles gut – wobei: Der Vater arbeitet ausgerechnet für das Justizministerium und die neue Stelle ist als Untersuchungsrichter. Und sein Karrieresprung fällt zeitlich zusammen mit einer Wutexplosion der Jugend im Land.

„Frau, Leben, Freiheit!“

Mit diesem Spruch hat die Jugend der islamistischen Diktatur 2022 die Stirn geboten. Der Anlass der großen Protestbewegung war der Tod einer jungen kurdischen Frau. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie ihr Kopftuch angeblich nicht richtig getragen hätte.

Im Film verfolgen die beiden Töchter, teilweise über ihre Handys, die Entwicklung der Bewegung und werden Teil davon. Während sie den Opfern der harten staatlichen Repression helfen wollen, ermittelt der Vater gegen zahlreiche Demonstrierende und bringt sie in den Knast oder gar in den Tod. Die Töchter unterstützen sich gegenseitig. Doch der Familienpatriarch will weiter herrschen. Die politische Situation sitzt als ungebetener Gast bei ihnen zu Hause auf dem Sofa…

Der Film ist ein Porträt der heutigen Diktatur im Iran und ein Frontalangriff gegen den herrschenden Staat. Er musste wegen der strengen Überwachung und der Gefahr, dafür im Gefängnis zu landen, heimlich gedreht werden. Nach den Dreharbeiten mussten sowohl der Regisseur Mohammad Rasulof als auch Schauspieler:innen ins Ausland fliehen. Die Repression hat den Regisseur außerdem dazu gezwungen, die Geschichte auf einen kleinen Familienkreis zu beschränken. Die Proteste werden durch Videos aus der Bewegung gezeigt, die schnell mit dem Handy gedreht wurden. Der lange Film wechselt zwischen Dokumentation und Fiktion, was gut gemacht ist. Er ist eine Verehrung der kämpfenden Frauen. Er zeigt die Kraft einer Bewegung und die Kraft einer jungen Generation, wenn sie sich nichts mehr vorschreiben lassen will. Im Iran – wie überall – ist die Zukunft tatsächlich offen.

Als der Islamismus zu einer Waffe wurde

Der heutige Mullah-Staat kann nicht mit einer „islamischen Kultur“ des Iran erklärt werden. Ganz im Gegenteil. Die islamistische Diktatur in Iran hat ihre Wurzeln in politischen Manövern der imperialistischen Mächte, vor allem der USA, die schon vor 50 Jahren (noch in Zeiten des Kalten Kriegs) sozialistische Strömungen in der Welt kontrollieren und, wenn möglich, zerstören wollten. Im Nahen Osten wurde das beste Mittel dafür gefunden: der Islam. Ayatollah Khomeini, der 1979 im Iran an die Macht kam, war in den bewegten revolutionären Jahren in dieser Region ein Joker der USA, Deutschlands, Frankreich und England, die ihm den Weg geebnet haben.

Damals kam – ganz anders als „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ – ein Film zur Verehrung Mohammeds in die Kinos: „Muhammad: The Messenger of God“ (später umbenannt: „The Message“). Der Film wurde in zwei Versionen (arabisch und englisch) mit Beteiligung von Hollywoodstars gedreht, unter anderem von Großbritannien produziert und für einen Oscar nominiert. Ein Teil der Finanzierung kam von den USA. Der Film, der letztendlich 1976 veröffentlicht wurde, war aufwändig und zielte darauf, die Muslime zu manipulieren. Statt sozialistischer Ideen, die bei der jüngeren Generation sehr beliebt waren (auch im Iran), wurde der Islam hervorgehoben…

Bis heute ist die Diktatur der Mullahs, vor allem für die Frauen und die Jugend, der Horror. In den imperialistischen Ländern präsentiert sich die Politik gerne als Verteidigerin der dortigen Bevölkerung, was eine Heuchelei ist. Daher muss die Geschichte Irans, vor allem auch die Geschichte einer kämpferischen Bevölkerung gegen ihre Unterdrückung, dringend und immer wieder erzählt werden!

Die Saat des heiligen Feigenbaums

OT: Daneh Anjeer Moghadas
Mohammad Rasoulof | DE/FR/IR 2024 | 167 min
Mit: Missagh Zareh, Soheila Golestani, Mahsa Rostami, Setareh Maleki, Niousha Akhshi
Kinostart: 26.12.2024

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