„Und morgen die ganze Welt“ oder „Und morgen individuell Nazis jagen“

Kurz zur Handlung: Das deutsche Drama von Julia Heinz handelt von der jungen Jura­studentin Luisa, die sich mit ihrer besten Freundin in einer Antifa Gruppe in einem Wohnkollektiv zu organisieren beginnt.

Luisa selbst kommt aus einer reichen Adelsfamilie und tauscht bereitwillig ihr herrschaftliches Elternhaus am Land gegen ein kleines Zimmer im besetzen Haus. Sofort findet sie Gefallen an dem charismatischen – mensch könnte auch sagen machoiden – Aktivisten Alfa.

Nach einer Demo gegen Rechts­extreme, bei der Luisa von einem Nazi attackiert wird und Alfa sie rettet, versucht sich Luisa ge­meinsam mit Alfa und Lenor – einem weitere Aktivisten – in gewaltvollen Widerstand gegen Nazis und Rechts­extreme und stößt dabei an die Grenzen zum friedlichen Wohn­kollektiv, zu ihrer Freundschaft und schlussendlich zu sich selbst…. GÄHN….. mal wieder ein Film, der ein Bild der „linken Szene“ zeichnen möchte und mal wieder bei dem an­scheinend einzigen Thema der Linken stehen bleibt: Individuelle Gewalt als Widerstand — Darf mensch das oder ist das moralisch verwerflich?

Das ganze ist mit klischeehaften Per­sonen und Szenarien gespickt, von einem Wohnkollektiv in dem es jeden Tag eine Party mit hauseigner D-Jane gibt über einen alten linken Veteranen, der den Aktivismus hinter sich gelassen hat, bis hin zu ständigen internen Konflikten, ist alles dabei, was an Vorurteilen über linken Aktivismus so herumschwirrt.

Linker Widerstand bedeutet in diesem Kontext lediglich gewalt­voller oder gewaltfreier Widerstand gegen Nazis und Rechtsextreme. Über die Ursprünge und das Erstar­ken von rechtsextremen Kräften und Parteien wird kein Wort verloren, wofür oder wogegen sich linke Aktivist:innen außerhalb dieses Spektrums organisieren ebenso wenig. Gemeinschaftliche und demokratische Selbstorganisierung über das Einschlagen von Nazi- Autos hinaus bleibt sowieso weit­gehend unsichtbar, der Fokus ver­harrt auf den individuellen Entschei­dungen von Luisa, was durch die Kameraführung visuell verstärkt werden soll.

Auch wenn einige Ansätze nicht un­interessant sind, bleibt doch die Frage offen, was der Film in seiner Oberflächlichkeit will. Die Regisseurin selbst meinte, dass er keine konkrete Aussage trifft, sondern einen Dialog starten soll…

Ok Boomer…

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