Stabsstelleritis

Stabsstelleritis
Ach wie schön, gleich zwei neue Stabsstellen hat die Charité eingerichtet. Die für Integrationsmanagement und die Stabsstelle „Familie und Charité“. Das wird sicher vieles leichter machen. Wir hätten da noch einen Vorschlag für eine Stabsstelle: Pflegekräfte Jagd – die Nurse Hunters. Die wird dann die gerade bei den PMs begonnene Suche nach verstecktem ausgebildeten Pflegepersonals in Verwaltung oder Fakultät oder anderen Nischen an der Charité vorantreiben und so dafür sorgen, dass alle, die diesen Beruf erlernt haben, auch wirklich ein Leben lang am Bett bleiben.

Wer soll es bezahlen?
Der Lauterbach will das Gesundheitssystem revolutionieren und die Zahl der Kliniken und Krankenhausbetten stark reduzieren. Zur Begründung wird dabei viel von Qualität geredet, aber es dürfte mehr klar sein, es geht darum, Kosten einzusparen. Und zwar zu Lasten der Beschäftigten und der Patient:innen. Als Beispiel für die angestrebte Konzentration der Krankenhäuser dient das kleine Dänemark. Dort führte die Umstrukturierung hin zu riesigen Klinikzentren aber nicht zu den angestrebten Kosteneinsparungen, sondern zu weiteren Kostensteigerungen. Ein Wirtschaftswissenschaftler namens Raffelhüschen sekundiert nun mit einem Vorschlag, der gut verdeutlicht, wer auch für die Kosten der nächsten Gesundheitsreform hier im Lande zahlen soll. Er fordert, dass Krankenversicherte bis zu 2000 (!) Euro Selbstbeteiligung für die Nutzung des Gesundheitssystems zuzahlen sollen. Jährlich, ohne Arbeitgeberanteil und neben den eh schon gezahlten Beiträgen versteht sich.

Betriebsversammlung nutzen
Die Kolleg:innen der Charité kämpfen gerade um die Erhöhung ihrer Löhne in den TVöD-Tabellen. Sie wollen mit ihrer Mindestforderung von 500 Euro Lohnerhöhung einen Inflationsausgleich erstreiten. An der CFM stehen wir noch in der sog. Friedenspflicht, aber Vermieter, Supermärkte oder Vattenfall nehmen darauf keine Rücksicht. Uns fehlen jeden Monat mindestens 10% an Kaufkraft. Daher startete ver.di die „Aktion Lohnrettung“. Vor der Wahlwiederholung versprachen die Parteien in Berlin einen Inflationsausgleich für die Töchter der landeseigenen Unternehmen. Doch denen ist nicht zu trauen, ohne Druck von uns und die Solidarität der TVöDKolleg:innen werden sie das auf die sehr lange Bank schieben. Druck entsteht da, wo viele von uns zusammenkommen: Betriebsver-sammlung CFM am 07.03.2023 😉

Schutzzone Charité –
Logo! Jo, unser Logo wurde geupdatet und ist jetzt voll Corporate Design – mit Schutzzone, definierten Farbversionen und Größenskalierungen. Wahnsinn wie viel Energie (und Geld) ins Image gesteckt wird – würden mal unsere Arbeitsbedingungen so viel Fürsorge bekommen.

Neuwahlen
Die Ergebnisse der Wahlen in Berlin waren nicht überraschend. Doch egal welche Farbkombi unsere neue Regierung haben wird, die Rückführung der Service-Töchter in die Kliniken muss in den Koalitionsvertrag – und umgesetzt werden! Aber aus Erfahrung wissen wir – Papier ist geduldig.

Angebot? Wohl eher ein übler Scherz …
Nicht sehr wohlmeinende Beobachter behaupten ja immer wieder, bei Tarifrunden gäbe es so etwas wie Rituale, mit denen sich die Verhandler erst einmal in Stimmung bringen. Was die Chefs und -innen des öffentlichen Dienstes allerdings diesmal unter der Bezeichnung „Angebot“ vorlegen, das kann angesichts von galoppierender Inflation und steigenden Kosten eigentlich nur als respektlos und beleidigend empfunden werden. Statt tabellenwirksamer Erhöhung Einmahlzahlungen (das Geld vergeht, die Kosten bleiben oder wann hat Dein Vermieter das letzte Mal die Nebenkosten gesenkt …). Dazu 27 Monate Laufzeit – ja geht’s noch? Wir leisten anständige Arbeit, also haben wir auch Anspruch auf anständige Bezahlung.

Echt jetzt?!
Das war aber noch nicht der ganze üble Witz. Weil – selbst d a s Angebot sind sie nicht bereit, flächendeckend zu garantieren. Die wollen auch noch Öffnungsklauseln, mit denen sie sich um die Zahlung drücken können. Das heißt konkret: wenn der Betrieb „schlecht“ dasteht, darf er die Einmalzahlung verweigern und sogar Löhne senken (Absenkungsverträge – bei den Chefs heißt das „Zukunftssicherungsverträge“). Also lassen sie mal eben den Pleitegeier ein paar Runden über der Buchhaltung drehen.

Die haben manchmal Ideen …
Eigentlich dachte ich immer, unsere Chefs und –innen müssten sich doch wie auf einer Insel des sozialen Friedens fühlen. Während rings in Europa der Klassenkampf tobt, sorgen sich in Deutschland die Sozialpartner um den Betriebsfrieden. Doch ach, was musste ich jetzt erkennen – die Bosse haben echt Angst vor uns. Denn wie ließe sich sonst erklären, dass der Chef der Arbeitgebervereinigung BDA Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) Gesetze zur Einschränkung des Streikrechtes insbesondere für die sogenannte „kritische Infrastruktur“ fordert. Also, auch für uns in den Kliniken. Sozialpartner? Paartherapeuten sprechen bei so etwas wohl von einer „toxischen Partnerschaft“.

Raus zum 8. März – Zusammen!
Dieses Jahr wird es eine gemeinsame Demo von den Gewerkschaften ver.di und GEW zum Frauenkampftag geben! Dies ist nicht nur eine Demo für Frauen* – Gleichberechtigung braucht uns alle. Demo startet am 8. März um 13 Uhr, Invalidenpark.

Unsere Antwort auf eure Angst:
Die Deutsche Post ist bockig: Ver.di fordert für die rund 160.000 Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 15 und die zu Recht. Im letzten Jahr fuhr die Deutsche Post AG Gewinne in Milliardenhöhe ein. Aber etwas abgeben, an die Lohngruppen, die wirklich unter der Inflation leiden? Fehlanzeige! Und jetzt, wo die Urabstimmungen laufen, versuchen sie, die Angst zu schüren. Die Post will Streiks brechen und zukünftig die Zustellung dauerhaft ausgliedern – doch so leicht werden sie nicht davonkommen. Mit gemeinsamen Streiks werden auch sie einknicken müssen und noch sind es nur leere Worte.

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