Nach Jahren der Nullrunde und Kurzarbeit wegen Corona ist uns die kommende Tarifrunde willkommen. Eine Nachzahlung ist nötig.

Die Kampflaune im Lande ist ziemlich gut: 6000 BSR-Kolleg:innen des Landesbezirks Berlin-Brandenburg haben zum Beispiel in einer Presse­mitteilung erklärt, dass sie 16% mehr Gehalt fordern. Für die 2,7 Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst hat sich Ver.di aber für bescheidene 10,5% entschieden.

Bei uns in der Metall- und Elektroindustrie hatte während der Forderungsfindung die Leitung der IG Metall 6% erwähnt… mit einer Laufzeit von zwei Jahre! Letztendlich sind wir bei 8%. Lauf­zeit ein Jahr. Besser, aber immer noch unter der Inflation.

Sind 8% zu viel?

Die Gewinne waren zuletzt hoch. Die Metall- und Elektroindustrie ist die reichste Industrie Deutschlands; und Deutschland das stärkste In­dustrieland Europas: es fließen die Milliarden.

Bei AMS Osram steigen die Gewinne auf hunder­te Millionen, und AMS selbst erzielte im Ge­schäftsjahr 2021 einen Umsatz von 5,04 Milliar­den Euro. Der Oberboss gehört also zu den Coro­na-Gewinnern. 8% ist sicher nicht zu viel!

Frechheit und Konterschlag

Letzte Woche befand der Gesamtmetall-Chef, dass wir „über eine Nullrunde nachdenken“ müs­sen. Er pokert hoch! Damit die IG Metall letzt­endlich bei 4% einknickt? Die Arbeitgeber reden frech, weil sie noch keinen Streik im Nacken haben. Kommt der Streik dann wird es anders!

Einmalzahlungen haben da nix zu suchen

Nach den Demonstrationen im Zuge der Corona­pandemie fürchtet sich Scholz vor einer neuen Sozialbewegung. Nicht umsonst hat er eine „kon­zertierte Aktion“ angeboten. Er hat die Gewerk­schaften eingeladen, eine Einmalzahlung von „bis zu 3000€ netto“ mit den Arbeitgebern zu verhan­deln. Dieses Geld könnte kleckerweise 2023 oder 2024 ankommen.

Beim ersten Blick sehen 3000€ gut aus, aber bei der derzeitigen Inflation sind die 3000€ schneller weg, als sie verhandelt wurden. Die Preise werden natürlich nicht auf ihr vorheriges Niveau zurückkehren!

Wir brauchen dauerhafte 8% auf dem Lohnzettel: das muss in die Tabelle! Einmalzahlungen haben in den Tarifverhandlungen nix zu suchen.

Das trifft nur die Anderen?

Nach dem Gasturbinenwerk soll auch im Nach­barbetrieb Schaltwerk (Siemens Energy) 30% der Belegschaft abgebaut werden. Das alte Produkt SF6 darf aus Ökologischen Gründe nicht mehr produziert werden (das erinnert uns an die Halo­genlampengeschichte). Der Vorstand will die neuen Vakuum-Schalter anderswo produzieren (wo die Löhne niedriger sind?).

Die jüngeren Kolleg:innen und vor allem die prekären sind die ersten die raus fliegen sollen.

Arbeitszeitkürzung bei vollem Lohn!

Bei Osram-ams in Berlin ist der Stellenabbau zur Zeit kein Thema. Das aber nur, weil wir 2021 die Produktion aus Eichstätt bekommen haben. Genauso wie das Schaltwerk stellt der Standort Berlin trotz aller Rede vom Vorstand keinen „stabilen Betrieb“ dar.

Wird der Vorstand nicht überhaupt dafür bezahlt, zu lügen? Wenn sie zu dem Ergebnis kommen, dass die Produktion hier nicht mehr genug ein­bringt, werden sie die Stellen wieder angreifen.

Nur eine Arbeitszeitverkürzung kann die Arbeit von allen garantieren. Auch das gehört in die Tarifverhandlungen.

Stehen wir vor einer Rezession?

Das ist was die reichen Aktionäre der Metallindustrie vorhersagen. Genauer gesagt: sie drohen damit, um die Lohnverhandlungen unter Druck zu setzen: „wenn die Rezession kommt, werden wir entlassen!“.

Kein Lohnverzicht wird aber die Arbeitsstellen sichern. Nicht weil wir jetzt bescheiden in der Tarifrunde eintreten, wird der Arbeitgeber später netter sein.

Warnstreiks→Urabstimmung→Streik

Der Friedenspflicht ist am 28. Oktober vorbei. Die Geschäftsleitung hat bestimmt schon ein paar Stunden Warnstreiks eingeplant. Keine Unterschriftensammlung kann den Ausbeuter unter Druck setzen. Nur mit Erzwingungstreik können wir unser Ziel erreichen.

Streik und Demonstrationen zusammenbringen

In Frankreich streiken Dienstag Student:innen und Arbeiter:innen verschiedener Gewerkschaf­ten zusammen. Auch hier wäre eine berufsüber­greifende Bewegung nötig. Am 22. Oktober rufen ver.di-Mitglieder zu einer bundesweiten Demons­tration auf (in Berlin 12 Uhr Invalidenpark). IG­Metaller:innen sind eingeladen!

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