Müller feiert – und was tun wir?

Müller feiert – und was tun wir?

Die Schlichtung bei der CFM ist beendet und schon wenige Stunden nach der letzten Sitzung wurde das „großartige Ergebnis“ (das bis heute noch keiner kennt) im Intranet verkündet. Aber nicht nur das Intranet feiert das Unbekannte, auch Müller lässt in einer Pressemitteilung verlautbaren „[…] Steigerungsstufen, Fragen des Urlaubs und der Arbeitszeitregelungen wurden erstmals für alle Beschäftigten einheitlich und nachvollziehbar geregelt“. Schon allein dafür sollte er sich schämen! Nach über 10 Jahren Tarifkampf wird Urlaub und Lohn endlich tariflich geregelt!? Nur durch uns und unsere Kämpfe ist überhaupt etwas passiert! Wir sollten nach wie vor wachsam sein, mögen sie uns dieses Jahr vielleicht etwas zugestehen (*hust* Berlin Wahlen), aber wir kennen Senat und CFM – wenn sie sparen und kürzen können, werden sie nicht zögern.

Kein Danke

Zalando hat Geld gespendet, schon ´ne Summe. Die Charité setzt das Geld ein, um Kolleg_innen einen Zuschuss zu geben für den Einsatz von Carsharing. Das Danke sagen können wir uns kneifen. Das Geld wird den Zalando-Beschäftigten abgepresst, die während ihrer Arbeit auf Leistung überwacht werden und nach Erkrankung sich rechtfertigen müssen. Und das für wenig Lohn. Von den Bedingungen bei der Produktion der Waren ganz zu schweigen. Noch was? Achja, das Geld könnte natürlich auch aus den Immobiliengeschäften der Zalando-Chefs stammen. Geschäfte, die uns die Miete immer unerschwinglicher werden lassen. Wirklich, ein Danke müssen wir uns nicht abringen.

Maske pausenlos?

Eine ITS-Kollegin in Herne pocht auf ihr Recht nach 75 Minuten arbeiten mit FFP, eine Maskenpause einzulegen. Doch ihre Chefs versetzten sie einfach in einen anderen Bereich. Wo käme man da auch hin, wenn alle einfach ihr Rechte einfordern und sich dabei auch noch auf Vorgaben der Deutschen Unfallversicherung berufen? Die Kollegin klagt nun. Noch besser wäre es aber, wenn sie nicht alleine diesen Kampf führen müsste, sondern alle Beschäftigten auf dieser ITS sehr genau an der Maske vorbei auf die Uhr schauen und ihre Maskenpausen einlegen. Zu Lasten der Patient_innen? Nein zu deren Schutz, damit es nicht zu Unkonzentriertheit oder Fehlern kommt.

Da muss der Streik her

Fresenius, der Mutterkonzern der Helioskliniken legt in Umsatz und Gewinn auch 2020 zu. Nur eben die Kliniksparte wächst den Aktionär_innen nicht schnell genug. Daher sollen nun wohl die Beschäftigten bei Helios noch mehr für die vollen Geldsäcke bei den Chefs und an der Börse sorgen. In der aktuellen Tarifauseinandersetzung fordert Ver.di 5,5% mehr Lohn, das Angebot der Gegenseite liegt so niedrig, dass die Helios-Kolleg_innen einen Reallohnverlust erleiden würden. Die Anpassung der Arbeitszeit in den östlichen Bundesländern wird weiter nach hinten verschoben. Von Entlastung will Helios gar nichts wissen, kassiert aber fleißig die Coronahilfen der Bundesregierung, also Steuergelder, ab. Da muss der Streik her! Nicht an einer Klinik oder zwei, sondern für den Anfang in allen Helioskliniken gleichzeitig. Bestreikte Betten können keinen sog. Coronaausgleich vom Bund erwirken und jede ausgefallene OP tut richtig weh.

Caritas heißt „Nächstenliebe“

Der von Politik und Medien schon im Vorfeld gefeierte Tarifabschluss für die 1,2 Millionen Beschäftigten der Altenpflege kommt nun doch nicht. Gescheitert ist er an den Chefs der katholischen Caritas. Nun bringt es nicht so viel, der Kirche Heuchelei vorzuwerfen. Schließlich ziehen die diese Nummer schon seit Jahrhunderten durch. Die tariflichen Einzelheiten sind recht unübersichtlich – wie fast immer, wenn wir uns ohne Kampf „einigen“ oder „geschlichtet werden“. Unsere Tarifexpert_innen versichern uns, das muss so. Doch es gibt ein paar Dinge, die auch ohne Jura-Studium einleuchten. Der Arbeitgeberpräsident Sozialunternehmen Rainer Brüderle (richtig, das ist dieser FDP-Politiker, der als lebender Herrenwitz durch die Medien ging) – also, der würdigte das als ein „Bekenntnis zur Tarifautonomie“. Merke: Wenn die Chefs anfangen, die Tarifautonomie zu feiern, dann haben sie unsere Gewerkschaften mal wieder besonders übel über den Tisch gezogen. Und die Politik wird dann dafür bezahlt, uns die dabei entstandene Reibungswärme als soziale Geborgenheit zu verkaufen.

Systemfehler

„Der städtische Klinikverbund Bremen (Geno) muss im neuen Jahr sein Personal reduzieren, um die deutlich gesunkene Auslastung seiner Häuser …zu kompensieren. Im Gespräch ist eine Verringerung des Stammpersonals im Volumen von rund 90 Vollzeitstellen“

„Die Berliner Vivantes-Kliniken haben das Jahr 2020 mit unerwartet hohem Verlust von 65 Millionen Euro abgeschlossen.“

„Deutschland, 2020: Während der Corona-Pandemie gehen 21 Krankenhäuser vom Netz. In diesem Jahr folgen weitere.“

Das ist nur eine kleine Auswahl solcher Meldungen. Willkommen im Irrenhaus – der Lockdown wird mit der drohenden Überlastung des Gesundheitswesens begründet. Gleichzeitig wird die Politik des Kürzens, Abbauens und der Schließung kackdreist weiter fort-gesetzt. Nun würden wir niemals behaupten, die Politik lügt uns einfach an – dazu haben die einfach viel zu gute Anwälte. Aber es zeigt doch, wer in diesem Land das Sagen hat, wenn es um die praktische Politik geht – nämlich die auf den dicken Geldsäcken, die noch mehr Geld scheffeln wollen – auch und gerade mit unser aller Gesundheit. An der Stelle empfiehlt die IT-Spezialistin: Lassen Sie es nicht zum Absturz kommen – wechseln Sie vorher das Betriebssystem!

Wenn wir schon beim Systemfehler wären…

Eine Studie der Krankenversicherung Barmer hat festgestellt, dass Pflegekräfte besonders häufig an Covid-19 erkranken. Große Überraschung? Nein! An was es wohl liegt? Siehe oben.

Unsere Lösung des Systemfehlers?

Laut einer Umfrage des „Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe“ denken 35% unserer Kolleg_innen über einen Ausstieg aus dem Pflegeberuf nach. Über 40% erwägen einen Chefwechsel. Doch ist das die Lösung? Auf lange Sicht leider nein. Außer Klatschen wird uns nichts geschenkt, aber das Beispiel CFM zeigt: kämpfen lohnt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert