Am 20. November, aus Anlass des Tags der Erinnerung an die Opfer von Trans*feindlichkeit oder TDoR (Transgender Day of Remembrance) werden Kundgebungen und Demonstration auf internationaler Ebene organisiert, um an die Opfer der Transfeindlichkeit zu erinnern. Weltweit wurden laut dem Trans Murder Monitoring (TMM) vom 1. Oktober 2023 bis 30. September 2024 350 trans- und genderdiverse Personen ermordet. Diese schon grausame Anzahl erfasst nicht die ganze Situation, da viele Gewaltakte gegen Transmenschen nicht als solche anerkannt werden.
Die Zahl trans- und allgemein LGBT-feindlicher Gewaltvorfälle ist in Deutschland und weltweit dieses Jahr noch gestiegen und ist ein spürbares Zeichen des Rechtsrucks. In den Vereinigten Staaten bildete die Hetze gegen Transmenschen einen wesentlichen Bestandteil der Kampagne von Trump (während Kamala Harris sich entschied, gar kein Versprechen für Transmenschen zu machen). Vor allem kam es in Deutschland zum Angriff auf das CSD (Christopher Street Day) wie in Bautzen, Leipzig oder Berlin. Bei solcher Gewalt aus der rechtsradikalen Szene ist es kein Wunder zu sehen, dass das Polizeiaufgebot viel kleiner war als z.B. bei Palästinademos. Die Reaktion vieler Linker und Antifa-Aktivist:innen sollte uns ermutigen, den Schutz unserer Demos und Veranstaltung selbst zu übernehmen, anstatt uns auf die Polizei zu verlassen.
Diese gewaltsame Einschüchterung ist jedoch nicht das einzige Problem, dem Transmenschen ausgesetzt sind, denn jeder soziale Angriff gegen den öffentlichen Dienst und das Gesundheitswesen bedeutet die weitere Verschlimmerung einer schon prekären Lage.
Auch wenn das Selbstbestimmungsgesetz seit dem 1. November das Transsexuellengesetz ersetzt hat und eine Vereinfachung der Änderung des Geschlechtseintrags bedeutet (Verkürzung der Frist auf 3 Monate und geringe Kosten, die vorher bis 1.868 € reichen konnten), beinhaltet es aber offene reaktionäre Innovation. Laut § 9 dieses Gesetzes wird im „Spannungs- oder Verteidigungsfall“ weiterhin das frühere Geschlecht gelten.
Naja, eine „fortschrittliche“ Koalition… aber selbst Fortschritt kann die Ampel für Rheinmetall verkaufen.
Es gibt schon genügende Gründe am TDoR (Transgender Day of Remembrance ) teilzunehmen, gegen die schreckliche Gewalt aber auch gegen die materiellen Bedingungen, die sie möglich macht. Und dafür können wir uns nicht auf Politiker:innen verlassen.
Eva Ruth, Hamburg.