ein „Moratorium“: wat‘n ditte?

Zuerst dicke Zahlen nennen…

Der Umstieg auf Elektroautos könnte in Deutsch­land bis zu 410.000 Arbeitsplätze vernichten. Zumindest hat Mitte Januar ein Beratergremium der Bundesregierung eine solche Zahl genannt. Kommt so eine riesige Zahl, um uns zu erschrecken? Reiner Zufall, dass so was gerade vor dem Beginn der Tarifrunde 2020 veröffentlicht wurde?

und dann einMoratorium“: wat‘n ditte?

Die IG Metall schätzt die Situation so schlimm ein, dass sie angesichts der Tarifrunde 2020 absichtlich keine Zahl für eine allgemeine Lohnerhöhung nennen will.

Schon ewig ist das Spielchen so, dass sich die IGM während einer Tarifrunde nach ein paar Warnstreiks mit kaum der Hälfte der ursprünglichen Lohnforderung zufriedengibt. Diesmal aber bietet die IGM schon von sich aus an, die Lohnfrage zu opfern, schon im Vorhinein.

Im Flugblatt „Metallnachrichten“ wird diese Strategie als „intelligentes Signal“ bezeichnet.

Die Reaktion des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall: „Das heutige Signal des IG-Metall-Vorstands, dem Ernst der Lage entsprechend schnell zusammenzukommen, ist also positiv.“ Ja: eine Tarifrunde ohne Lohnforderung, das freut die Bosse, das kapiert jeder schnell!

Zumindest bringt es Klarheit!

Die sogenannte “jährliche Dividende“ ist ein Teil unseres jährlichen Einkommens: das Wort „Gewinnbeteiligung“ soll uns glauben lassen, dass wir irgendwie zur Welt der Großaktionäre dazu gehören. Bei Osram war diese Prämie aber nur gering! Und dieses Jahr ist es noch weniger: ein paar Hundert Euro, nicht mal ein Euro pro Tag. Bei den echten Profitgeier sieht es anders aus: eher ein paar hundert Euro die Minute…

Auch die Löhne sinken

Bei Gillette (Procter&Gamble) sollten die Kolleg*innen unter dem Vorwand eines „Zukunftstarifvertrags“ 15 Minuten pro Tag unbezahlt arbeiten, und dazu 4% vom Lohn abgeben. Im November 2019 hat der Betriebsrat vom Osram-Eichstätt Sonderzahlungen, z.B. Weihnachtsgeld preisgegeben, um eine „Beschäftigungssicherung“ des Werks zu erreichen. Nachdem Ams Osram gekauft hat, hat der Ingolstädter IG-Metall-Chef aber zugegeben, dass das „jedoch einen Verkauf nicht verhindert kann“ und er wolle jetzt eine „faire Regelung erreichen“!

Und bei uns: unter den zig Kolleg*innen, die seit zehn Jahren Osram-Berlin verlassen haben, wie viele haben eine gut bezahlte Stelle gefunden? Je komplizierter das Berufsleben, um so weniger steigt der Lohn! Je weniger korrekt bezahlte Arbeitsjahre, um so weniger Gehalt insgesamt im ganzen Erwerbsleben! Unsicherheit + Lohnsenkungen = kein Grund auf Lohnerhöhung zu verzichten!

2019 ist die Inflation 1,4% gewesen. Eigentlich nur im Durchschnitt: Volkswirte sagen, dass die Preise für Nahrungsmittel und Mieten schneller steigen. Wir brauchen 300 € Lohnerhöhung für alle!

Weshalb die Geschäftsführer Kurzarbeit lieben Statt die Löhne weiter zu bezahlen, verlassen sie sich auf die Arbeitslosenversicherung! Außerdem wird die Drohung mit Stellenabbau von schönen Wörtern wie „Qualifizierungszentren“ oder „Weiterbildung“ begleitet: um uns schleichend raus aus dem Betrieb und zum Amt zu schubsen?

Wenn die Bosse weniger Arbeitskräfte brauchen, sollten wir als Antwort darauf eine dicke Arbeitszeitverkürzung erkämpfen: bis zu 32 oder 30 Stunden pro Woche, bei vollem Lohn! Stellenabbau in Unternehmen, die sich Gewinne einsacken,sollten verbotenwerden!

Bei Osram Sozialplan erst in März? Laut Osram-Vorstand soll erst Mitte März das nächste „gemeinsame Treffen“ mit ams über den „Integrationsprozess“ stattfinden. Verschiebt der Vorstand absichtlich den Termin, um nicht während der Tarifrunde verhandeln zu müssen und abzuwarten, bis sich die Lage „beruhigt“? Uns auf irgendwelche Versprechungen eines „fairen Wandel“ in den kommenden Monaten der Tarifrunde zu verlassen, wäre aber verrückt: lasst uns die Tarifrunde und jede Kundgebung nutzen, um unsere Kolleg*innen in Spandau zu informieren, was hier abläuft! Mit Plakaten, Transparenten, Aufkleber: Osram/Ams: kein Gemetzel!

Alles muss glänzen!“

Anlässlich des Besuchs einer Handvoll Krawattenträger von Ams sollten wir ein paar Tage putzen. Bringen diese Leute was an Kompetenzen mit für den Betrieb? Falsche Frage! Sie arbeiten ausschließlich für breitere Gewinnmargen. Haben Sie eine Leidenschaft für Licht… Egal, was auch immer ihre Ideen sind, die Großaktionäre diktieren die Pläne.

Vor der Übernahme durch Ams war es nicht anders. Die echten Parasiten, die Großaktionäre wie Allianz, würden uns nie besuchen.

„Die Österreicher“, die uns Anfang der Woche besucht haben, sind sicher nicht auf unserer Seite. Das sind aber nur Vollstrecker der neuen Besitzer.

2 Replies to “ein „Moratorium“: wat‘n ditte?”

  1. „Stellenabbau in Unternehmen, die sich Gewinne einsacken,sollten verbotenwerden!“ …das läuft dann auf ein generelles Verbot von Entlassungen hinaus?

  2. Nein, ich glaube dass die Bedeutung des Satzes enger ist, oder? Die Unternehmen „die sich Gewinne einsacken“ —> ob die Unternehmen die Verluste haben auch dieses Verbot kriegen, ist nicht gesagt…
    Der Fall der Betriebe, die dicke Gewinne machen, ist besonders skandalös, deswegen so eine Formulierung, mit so einer Betonung.
    Das bedeutet nicht, dass die Betriebe, die Verluste machen ganz unschuldig sind… Der ams-OSRAM ist ein gutes Beispiel: vielleicht in einem Jahr wird ams sagen: „wir machen seit einem Jahr keine Gewinne, deswegen müssen wir massiv entlassen“. Wenn das Betrieb keine Gewinne macht, haben wir es schwieriger (auch wenn ams vielleicht ein Raubtier ist, das absichtlich ein Betrieb (Osram) gekauft hat, um es kurzfristig zu plündern). Wenn es Profite gibt, ist es leicht zu sagen: „statt Gewinne einzusacken, bitte her mit diesem Geld: das Geld muss als Lohn zu den Arbeitnehmern bezahlt werden!“. Nur ein paar Ideen. D.

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