Corona bei Gillette. Viele Betriebe haben wegen Corona geschlossen – aber nicht Gillette Berlin.

Über 700 KollegInnen produzieren weiter in drei Schichten Rasierer. Um gegebenenfalls seinen Aufenthalt außerhalb der Wohnung gegenüber der Polizei rechtfertigen zu können, haben wir einen Zettel bekommen, auf dem steht, dass wir eine Schlüsselfunktion in der Hygieneindustrie inne haben. Erstens kann man sich fragen, ob es wirklich so wichtig ist, Rasierer herzustellen. Zweitens ist es ironisch, dass viele befristete KollegInnen Angst um ihren Arbeitsplatz haben und diesen vielleicht bald verlieren könnten, obwohl sie ja angeblich eine Schlüsselfunktion inne haben. Die Chefs argumentieren immer so, wie es ihnen gerade passt.

Über Bildschirme in der Fabrik erklärt uns die Werksleitung, dass wir aus sozialer Verantwortung weiter produzieren müssen. Es wäre schließlich ein ganz schlechtes Zeichen, wenn Gillette schließen würde, weil das für Verunsicherung sorgen würde und dann andere Betriebe ja auch schließen müssten. Dass es um Geld und Profite geht, wird natürlich nicht erwähnt.

Zusätzlich hat die Geschäftsführung einige Abstrusitäten eingeführt. Dazu zählt, dass es zu den Schichtwechseln Fiebermessungen gibt, die nicht wirklich funktionieren. Viele KollegInnen haben Werte um 34-35°C. Das Vertrauen in diese Fiebermessung ist also nicht besonders hoch. Es gab schon mehrere Corona Fälle in der Fabrik. Trotzdem haben wir weiter gearbeitet. 

Die ArbeiterInnen, die engeren Kontakt mit den bekannten Corona-Fällen hatten, werden für 2 Wochen bezahlt nach Hause geschickt. In manchen Bereichen wird nach einem positiven Test alles desinfiziert, in anderen Bereichen wird nicht desinfiziert, bis das Testergebnis da ist. Für die KollelgInnen fühlt sich das natürlich alles andere als sicher an. Allerdings gibt es viele ArbeiterInnen, die froh sind, dass weiter gearbeitet wird. Manchen reicht das Kurzarbeitergeld nicht zum Leben, anderen fällt die Decke auf den Kopf, wenn sie den ganzen Tag mit der Familie zu Hause sind. Andere KollegInnen haben das Gefühl, die Firma nimmt in Kauf, dass wir uns auf Arbeit mit Corona infizieren. So oder so, die Maschinen laufen erst mal weiter und für die Profite von Gillette ist gesorgt, für unsere Bedürfnisse mal wieder nicht.

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