Von Kurzarbeit zu Teilzeitpflicht?

Das Kino der „Beschäftigungssicherung“

Im April haben unsere 120 Eichstätter Kolleg*innen erfahren, dass der Standort Osram geschlossen werden soll.

Die Schließung von Eichstätt ist nur eine Phase des ständigen Stellenabbaus von Osram in Deutschland.

Eigentlich hatten sich im November 2019 der Betriebsrat des Eichstätter Werks und die Betriebsleitung auf eine Standortsicherung bis Ende 2023 geeinigt. Die Kolleg*innen sollten auf Sonderzahlungen verzichten und unbezahlte Mehrarbeit akzeptieren.

Und was bringt die Strategie solcher „Einigungen“ und Zugeständnisse? Eine Schließung!

Willkommen in Berlin?

Osram war großzügig und bot unseren Eichstätter Kolleg*innen an… nach Berlin umzuziehen!

Nach Berlin umziehen… um eine sichere Stelle zu bekommen? Ist das Humor?

Lichtblick“, wirklich?

Unter dem Titel „Lichtblick“ veröffentlichte am 25./26. April die „Berliner Zeitung“ einen Artikel und verkündete: „Bei Osram in Berlin könnten erstmals seit Jahren wieder neue Jobs entstehen.“

Neue Jobs?! Woher haben sie diese „Nachricht“? Aus dem Management-Gelaber-Lehrbuch?

Konkrete Aktionen jetzt organisieren!

Zwei Monate nach der Ankündigung der Schließung von Eichstätt teilte am 27. Juni die IG Metall Ingolstadt mit, dass die „Jahrzehnte lang geleistete Arbeit… nun honoriert werden“ müsse. Das war das Startsignal der Verhandlungen über die Abfindung.

Gegen die falschen Versprechungen und Erpressungen der Vorstände der verschiedenen Standorte, um Zugeständnisse zu erzwingen, sind wir dennoch nicht wehrlos.

Was die Kolleg*innen von Eichstätt als Abfindung bekommen werden, wird auch für uns Folgen haben!

Wer wird von der neuen Kinolampenabteilung profitieren?

Hier in Berlin läuft die Renovierung und Herstel­lung der neuen Produktion von Kinolampen. Die Produktion wird sehr automatisiert erfolgen. Also neue Arbeitsstellen… vielleicht für Kolleg*innen von Autolampen und VIP-Lampen?

Und Ledram und Osvance sind bald dabei?

Die Kolleg*innen von Ledvance, die im November oder Dezember ihr letztes „Tschüss“ sagen könnten, sehen die „neue“ Kinolampenproduktion skeptisch. Zu Recht! Sollen sie sich von draußen neu bewerben… und ohne Betriebszugehörigkeit wieder bei Osram eingestellt werden?

Die Ironie der Situation enthält eine Lehre: Über­nahme, Ausgliederung oder Verkauf sind ständig faule Geschäfte der Kapitalisten, die nicht nur darauf zielen, ihr Geschäft der realen Produktion anzupassen, sondern auch die Belegschaft – also uns – zu teilen, wenn möglich schlechter zu bezahlen, usw. Jetzt sind wir gewarnt!

Von Kurzarbeit zu Teilzeitpflicht?

Kurzarbeit ist für uns ein dicker Verlust. Die Kolleg*innen, die die härteren Arbeitsrhythmen haben, sind diejenigen, die am meisten verlieren: Schicht-, Feiertags- und Nachtschichtzuschläge fallen weg; es können bis zu 1000 € weniger sein. Osram hat keine Aufstockung auf 100% angeboten. Die Aktionäre von OSRAM/AMS können sich über die heutige Stabilität des Aktienkurses freuen.

Und was hat die IG Metall angesichts der Verlängerung der Krise vor?

Um Fachkräfte zu „sichern“ und sogar „Kosten für einen Sozialplan“ (für die Aktionäre) zu sparen, schlug IG-Metall-Chef Hofmann in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vor, in der kommenden Tarifrunde die Vier-Tage-Woche als Möglichkeit für Betriebe zu vereinbaren. Das solle durch einen – so wörtlich – „gewissen Lohnausgleich“ stattfinden. Wie zum Beispiel ein Tag weniger arbeiten für 20% weniger Lohn?

Nicht mit uns! Die Krise war schon genügend Geschenk für die Kapitalisten: wir fordern Arbeitszeitsenkung bei vollem Lohn!

Guter und schlechter Bulle gegen die Türkei?

Macron hat letzte Woche Kampfschiffe und Flugzeuge nach Griechenland geschickt. Diese Kriegstöne zielen darauf, den Anspruch auf Erdgasvorkommen zu sichern – gegen die türkischen Pläne.

Als es darum ging, den Flüchtlingen den Weg nach Europa zu versperren, fand Merkel in Erdogan einen passenden Verbündeten (siehe den „Flüchtlingsdeal“). Und jetzt übernimmt Macron die Rolle des schlechten Bullen.

Die Politik der EU liefert so Erdogan eine Gelegenheit, die Bevölkerung hinter sich zu bringen und kann nur dessen Diktatur stärken.

Nicht in unserem Namen! Weg mit den Waffen im Mittelmeer! Offene Grenzen!

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