Verzichten wir doch einfach mal auf die Reichen

Über die katastrophalen Folgen der Klimaerwärmung werden sich immer mehr Menschen bewusst und die Sorge um unsere Zukunft wird immer größer. Die Wissenschaftler geben uns noch acht bis zwölf Jahre Zeit, um den Ausstoß von Treibhausgasen radikal zu senken. Der neueste Bericht des Weltklimarates beschreibt, wie auch die Versorgung mit Lebensmitteln bedroht ist. Selbst in Deutschland ist die Landwirtschaft von zunehmender Dürre und Wasserknappheit betroffen. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Reaktionen der Umweltministerin und Merkel auf den Bericht sind eindeutig: Umweltmaßnahmen müssen her, aber dürfen die Wirtschaft nichts kosten. Wer für die Veränderungen bezahlen soll, ist schnell gefunden – wir, die Arbeitenden.

Es sollen die bezahlen, die nicht verantwortlich sind…warum sollten wir das akzeptieren?

Merkel hat den Klimaschutz zur Chefsache erklärt und behauptet, mit ihrem Klimakabinett dem Klimawandel den Kampf anzusagen. Am 20. September soll ein Maßnahmenkatalog vorgestellt werden. Beinhalten soll dieses unter anderem eine Richtlinie, wie viel jeder Sektor noch an Treibhausgasen emittieren darf. Ein zentraler Punkt ist die Bepreisung von CO2. Zurzeit wird eine Steuer diskutiert, die könnte dann überall dort draufgeschlagen werden, wo CO2 entsteht – zum Beispiel beim Heizen oder beim Auto fahren. Das soll uns als Verbraucher motivieren, weniger CO2 auszustoßen und die Industrie dazu bewegen, weniger Treibhausgase zu produzieren. Soweit die Theorie. Sicher ist dabei, dass Preise steigen, weil die Steuer direkt draufgeschlagen werden soll und weil die Industrie ihre Mehrausgaben auf die Verbraucher abwälzen will. Diese Preissteigerungen würden vor allem die Arbeitenden treffen, und dabei am Härtesten die mit niedrigem Einkommen. Das sind aber gleichzeitig diejenigen, die den geringsten Anteil an den Treibhausgasen haben. Eine Mini-Klimaprämie, also eine Rückzahlung, soll uns das versüßen. Der Konsum der Reichen wird eine Erhöhung der Preise kaum verändern, dabei sind sie es, deren Konsum am meisten Treibhausgase verursacht. Weltweit ist der persönliche Konsum der reichsten 10% für fast 50% der Treibhausgase verantwortlich. Nicht zu vergessen die Energiekonzerne wie E.ON und RWE, oder die Stahl- und Chemieindustrie, die Unmengen an CO2 ausstoßen! Derweil versucht besonders die AfD sich als Beschützerin der „kleinen Leute“ aufzuspielen und leugnet gleich mal den menschengemachten Klimawandel. Ihr Programm bedeutet nix tun und vor allem nix gegen die Konzerne, die unsere Existenzgrundlage zerstören.

Das Problem ist nicht der individuelle Konsum, es ist der Kapitalismus

Die Klimakrise hängt unmittelbar mit der kapitalistischen Wirtschaft zusammen: Wachstum und Steigerung der Profite um jeden Preis, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Ressourcen und Menschen werden bis zum letzten ausgequetscht. Die Dividende auf der nächsten Aktionärsversammlung muss stimmen.

Weil Energieerzeugung, Produktionsanlagen und ein Großteil der Infrastruktur in privaten Händen sind, entscheiden Profitinteressen darüber, was, wie, wo produziert wird und damit, wie viel Treibhausgase und andere Gifte ausgestoßen werden. Wenn behauptet wird, wir als KonsumentInnen würden sie zu diesem Verhalten provozieren, weil wir billig und bequem leben wollten, und sollten uns schuldig fühlen, und wir könnten alles ändern, indem wir bio und fair-trade konsumieren, dann wird die Schuldfrage auf den Kopf gestellt. Natürlich ist es, in vielerlei Hinsicht hilfreich, wenn wir individuell weniger Fleisch essen oder Müll vermeiden. Aber solange durch die Produktionsweise des Kapitalismus eine so große Umweltzerstörung und Verschwendung betrieben wird, sind unsere individuellen Möglichkeiten ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Freitag, 20. September – weltweiter Klimastreik

Die Jugendlichen von FridaysForFuture rufen dazu auf, dass alle Arbeitenden sich an den Streiks beteiligen und auf jede denkbare Art und Weise die Proteste unterstützen. „Klimagerechtigkeit“ bedeutet, dass diejenigen, die am meisten verursachen, auch wirklich dafür zahlen müssen und nicht die Arbeitenden. Der 20. September ist eine Gelegenheit, auch die Forderungen der Arbeitenden zu den sozialen Fragen und dem Klimawandel nach vorne zu bringen. Die Auseinandersetzung, wie schnell wir die Konzerne zu klimaschützenden und sozialen Maßnahmen zwingen, für die sie die Rechnung zu bezahlen haben, hat gerade erst begonnen.

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