Streik um Entlastung – Dit kenn’ ma alle!
Ein Schaudern ging um bei Senat und Eltern: unbefristeter Kita-Streik bei den Berliner Eigenbetrieben! Doch ein Gerichtsurteil vereitelte den Streik. Vorerst.
Warum die Erzieher:innen so sauer sind, lässt sich kurz umreißen: zu wenig Personal, fehlende Entwicklungsgespräche oder Zeit für Dokumentation, … dem pädagogischen Anspruch kann kaum noch Folge geleistet werden. Auch Lehrkräfte haben wegen ähnlichen Problemen im letzten Jahr gestreikt.
Die Sparpolitik hat vor allem die Kleinsten getroffen, so gibt Deutschland rund 4,4 % des Bruttoinlandsprodukts für Bildung aus und liegt somit im letzten Drittel der EU-Länder. Die Ausgaben stagnieren seit Jahren, obwohl Investititionen dringend benötigt werden. Doch anstatt diese Misere anzuerkennen, sollen die Erzieher:innen und Lehrer:innen die unzumutbaren Zustände auf ihrem Rücken ausbaden. Zum Wohl der Kinder? Doch wohl eher damit die Eltern arbeiten können.
Ähnliches durften wir uns während unseres Streiks im Krankenhaus anhören: der Streik wäre überzogen, wir müssten doch an unsere Patient:innen denken! Doch die Gefährdung entsteht nicht durch den Streik, sondern durch den Normalzustand!
Angriff auf uns alle!
Der unbefristete Streik, für den über 90% der verdi Mitglieder gestimmt haben, wurde stark von Medien und Politik angegriffen. Er sei unverhältnismäßig, überzogen und realitätsfern. Jedoch versucht verdi seit April mit dem Senat in Verhandlungen zu treten, dieser stellt aber auf Sturr und klagt lieber gegen das Streikrecht und gegen seine eigenen Angestellten. Er lässt sich dabei von der Tarifgemeinschaft Deutscher Länder erpressen. Es gehört aber nur politischer Wille dazu, einen Tarifvertrag Entlastung in den Kitas zu verhandeln.
Viele Eltern, Lehrer:innen und andere Kolleg:innen sozialer Berufe erleben die tägliche Misere und unterstützen den Streik.
Die sozialen Probleme spitzen sich immer weiter zu in unserer Gesellschaft und das ist die Antwort der Politik und Bosse: Streikrecht einschränken, Rassismus, Spaltung und die Aufforderung, den Gürtel immer enger zu schnallen. Aber die Ursache sind weder Streikende, noch Migrant:innen oder die Armen in unserer Gesellschaft – es ist der Kapitalismus, der diese Probleme verschärft!
Noch ´ne Stabsstelle
Vom Geflecht des Charité-Managements gibt es was Neues. Na gut, ist nur mal wieder eine neue Stabsstelle, aber einen tollen Namen hat diese: Akademisierte Gesundheitsfachberufe in der Praxis. Diese soll bei der Entwicklung von Karriere- und Handlungspfaden für akademisch qualifizierte Gesundheitsfachberufe helfen. Da hätten wir gedacht, dies ist die Aufgabe der Pflegedirektion und der ausbildenden Hochschulen, aber wenn man studienwillige Kolleg:innen in die Arme einer privaten Hochschule wie Akkon treibt, muss man halt hinterher schauen, wie deren Absolvent:innen dann in die Charité-Struktur hineingepresst werden können.
Leere Betten bleiben leere Betten
Da hatte dieTeppichetage eine große Idee. Um den Wirtschaftsplan 2024 umsetzen zu können, sollte ein sog. Belegungsmanagement dafür sorgen, dass alle Betten stets und ständig mit Patient:innen belegt sind. Am CBF wurde damit gestartet und gleich mal drei Manager:innen in Position gebracht. Doch irgendwie scheinen auch die keine Patient:innen in die Charité hineinzaubern zu können. Und so hat der Vorstand nun flugs das ganze Projekt wieder eingestampft.
Streikvernetzung statt Blind Lunch
Die CFM bietet ihren Beschäftigten ein neues Spiel mit Ringelpiez. Im Blind Lunch könne man per Zulosung Kolleg:innen kennenlernen und sich mit ihnen vernetzen. Doch eine große Mehrheit der CFMler hat die Kündigung des Haus-Tarifvertrages an der CFM beschlossen. Und vernetzt sich ganz ohne Chefeinladung zur Vorbereitung des Kampfes um den TVöD. Dazu nutzten sie am 30.09.24 auch die vorgenommene Übergabe ihrer Petition an die Senator:innen Czyborra, Evers und dem Charité-Vorstand – über 1700 Kolleg:innen unterzeichneten. 20 Jahre Tarifflucht und Billiglohn und auch die Ohrfeige des nicht-gezahlten Inflationsausgleiches sind Ansporn genug, den Streik vorzubereiten.
Geschlossen gegen Outsourcing
Noch immer droht fast 80 Kolleg:innen am Jüdischen Krankenhaus (JKB) die Kündigung. Servicekräfte und Pflegehelfer:innen ohne Ausbildung sollen entlassen und eine private Servicegesellschaft beauftragt werden, diese Dienstleistungen am Patientenbett zu erbringen. Also Outsourcing, um die Löhne der Beschäftigten niedrig zu halten und die Belegschaft zu spalten. Im Kuratorium des JKB sitzen viele Vertreter:innen aus Politik und Gesundheitsverwaltung. Damit ist klar, das Versprechen des schwarz/roten Senates, keine Ausgliederungen mehr vorzunehmen, ist nichts wert. Gelingt die Ausgliederung am JKB, wird dies als Modell für viele weitere Kliniken dienen. So droht dann auch an Charité und Vivantes wieder Lohnraub durch Outsourcing. Schließt euch am 12.10.2024 um 13 Uhr der Kundgebung am JKB gegen die Kündigungen, gegen Ausgründungen und für den Bestandsschutz der betroffenen Kolleg:innen an!
Sensationshascherei
Liebe Pseudopflegepraktikant:innen vom Stern, wenn ihr wissen wollt, wo es richtig hakt bei uns, dann redet doch auch mit uns. Wildes Videomaterial und Kolleg:innen an den Pranger stellen, beschreibt weder die Situation noch löst es das Problem bei uns auf Station. Wir sind nicht verantwortlich für diese Verhältnisse! Und die Probleme sind zu ernst, um damit Einschaltquoten erhaschen zu wollen.