
Eine Kolumne.
Alle Zahlen künden vom Niedergang. Eisberg voraus – die Panik auf der deutschen Titanic ist nicht zu überhören.Die Ursache hat unser aktueller Kanzlerdarsteller und die besten Berater, die für Geld zu haben sind, natürlich längst erkannt. Der deutsche Pöbel hat sich übelstem Müssiggang ergeben. Wenn er nicht in der sozialen Hängematte seine Stütze mit Schampus und Kaviar verprasst, dann macht er blau in den Wartezimmern deutscher Arztpraxen, sofern ihm nicht irgendwelche „Migrantenbengel“ die Termine weggeschnappt haben …
Die Lösung hat unser Friedrich der relativ Große natürlich längst parat: Deutsches Volk, Erwache und eile an die Werkbank, um Deutschland wieder groß zu machen -allerdings Stahlhelm und Schutzmaske nicht vergessen, denn der „Russe“ lauert schon wieder an der Grenze – du erinnerst dich, der Goebbels wies schon darauf hin … Blöd ist nur, dass Käptn Fritze vergessen hat, auf dem Sonnendeck Bescheid zu geben über den bevorstehenden Untergang – von da tönt Lachen und Gläserklirren …
Nebenbei – wir sollten nicht zu streng mit Merzens Fritze sein. Seinen ersten Kontakt mit der Mathematik hatte das arme Würstchen im Hochsauerlandkreis. Bei der Bundesartillerie brachte es Fritze dann gerade mal bis zum Fahnenjunker. Sagen wir es mal so – die Flugbahn der Granate berechneten andere … anschließend Jurastudium – was soll denn da Gescheites bei rauskommen. Da bleibt ja nur Kanzler oder so was … Doch zurück aufs Sonnendeck. Die Party eskaliert – und das mit gutem Grund.
Am Sonntag, 12.10., veröffentlichte das managermagazin (feat. Forbes) die aktuelle Liste der 500 reichsten Deutschen. Nun ist das ja alles ziemlich ungenau – Du kriegst zwar klare Aussagen von Sancta Statistica, wie viele Hunde und Katzen es in Remscheid gibt und wie viele Kerle ihren Penis links und wie viele rechts in der Jeans tragen – doch genaue Angaben über den Reichtum deutscher Kapitaleigner sind schwerer zu bekommen als Infos über den Verbleib des Bernsteinzimmers … Trotzdem, die Mädels und Jungs vom Managermagazin geben sich da richtig Mühe und zumindest der Genosse Trend wird erkennbar. Bemerkenswert scheinen mir vor allem folgende Zahlen: In den 25 Jahren, in denen die Liste erstellt wurde, hat sich das BIP (Brutto Inlandsprodukt) der BRD verdoppelt. Das Vermögen und Einkommen der 100 Reichsten hat sich im gleichen Zeitraum verdreifacht.
Für alle, die wie Fritze mit Mathe nix am Hut haben, hier noch mal in einfacher Sprache:
- Der zu verteilende Kuchen ist doppelt so groß wie unter Kanzler Schröder.
- Bringt Dir aber nix, weil alle großen Stücke bereits aufs Sonnendeck gebracht wurden und längst verputzt sind
Damit sind wir bei 3. – Natürlich hat das deutsche Kapital längst das Gefühl: Da geht doch noch was! Nachdem der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) die Hartz-Kommission (heute Bürgergeld) durch seine Teilnahme veredelt hat und in den folgenden 25 Jahren dem „Sozialpartner“ als besonders kuschliger und einsichtiger Kumpel entgegenkam, wäre alles andere Blödsinn. Die gängige Erzählung geht ja derzeit so: Fürst Otto von Bismarck schenkte dem deutschen Arbeitsvolk 1878 den Sozialstaat. Den können wir uns aber jetzt nicht mehr leisten, weil die faule Bande ihn schamlos ausnutzt. Ist natürlich komplett erfunden. Alles, was sie jetzt angreifen wollen, war das Ergebnis harter Kämpfe der Arbeiter:innenbewegung. Achtstundentag, Lohnfortzahlung bei Krankheit, bezahlter Jahresurlaub – all das wurde erkämpft gegen den erbitterten Widerstand der Unternehmer. Da kann die Kollegin Fahimi vom DGB noch so oft „Oh Menno“ rufen-ganz ohne Streik wird’s nicht gehen.
Zur vorliegenden Liste – natürlich ist es immer interessant, die aktuellen Verschiebungen innerhalb der Kapitalfraktionen zu beobachten. Das war so z.B. in den Coronajahren, als plötzlich BigPharma nach ganz oben schnellte. Die Investoren Gebr. Strüngmann und die BionTech- Spitze finden wir da auch immer noch.
Aber ganz oben seit Jahr und Tag – Tataa – Dieter Schwarz, Neckarsulm, Kaufland und Lidl. Der Kerl hat sich damals den Namen seines Prokuristen – Lidl – gekauft, weil Schwarz-Markt irgendwie doof klingt … Der Typ hat in einem Jahr knapp drei Milliarden € zugelegt.(2024 – 43,7, 2025 – 46,5). Mal unter uns – wenn du als „Sozialschmarotzer“ das Amt um solche Summen „bescheissen“ willst, da hättest du aber lange vor der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.chr. anfangen müssen. Drei Milliarden Zuwachs in einem Jahr – jetzt hab ich den Werbeclaim „Lidl lohnt sich!“ endlich begriffen. Damit wird auch die Erzählung der Handelsketten, sie würden bei der Lebensmittelinflation nur die gestiegenen Kosten an die Kunden weitergeben, als Bullshit entlarvt. Zumindest finden sich beide Aldi-Clans nach wie vor unter den top ten. Da könnte also durchaus der eine oder andere Cent kleben geblieben sein … Krise in der Autoindustrie? Nun, es gibt Anzeichen. Doch die Kinder von NS-Wehrwirtschaftsführer Günther Quandt (BMW) können echt nicht meckern. Fast 2 Mrd. Zuwachs – Papa wäre so stolz gewesen! Auch bei den Autozulieferern ist nicht alles zum Kotzen – Bei den Schaefflers (Conti) läufts wieder. Zugegeben, bei Porsche und Piech hängt gerade mal der VW-Firmensegen schief. Wir bitten, von Beileidsbekundungen abzusehen. Mittlerweile kommt die deutsche Rüstungsindustrie aus der Versenkung – das Sondervermögen wirkt sich aus.. Der höchste Zuwachs ever ist bei der Familie von Braunbehrens, Bode und Sethe zu verzeichnen – plus 5,3 Mrd €! Wie, kennste nich? Das ist KNDS. Klingelt immer noch nichts? Die hießen bis neulich noch Krauss, Maffei, Wegemann. Genau, die lassen die Panzer Leopard, Boxer und Puma bauen – gut, der Letzte floppt ein wenig, deshalb heißt er jetzt Schakal und hat Räder statt Ketten und ist gerade vom Kriegsminister Pistorius neu bestellt worden … Wobei das mit den Rüstungsfirmen ist wirklich interessant – der eigentliche Champion deutscher Rüstungsproduktion – Rheinmetall – hat auf die deutsche Reichenliste kaum Einfluss. Es gibt drei Grossaktionäre – alle drei sind US-Hedgefonds (Wellington, Capital, Black Rock). Nun ist der Einfluss amerikanischen Kapitals auf deutsche Rüstung im Spätkapitalismus kein Novum. So hat Dow Chemical während des gesamten 2. Weltkrieges an der Buna-Produktion in Leverkusen, Schkopau und Auschwitz mitverdient – die Anteile wurden korrekt bis einschließlich 1944 in die Schweiz überwiesen.(Adam Tooze, Ökonomie der Zerstörung). Allerdings wäre es sicher spannend, einmal zu untersuchen, wie weit die Tatsache, dass amerikanisches Kapital (Black Rock) in a l l e n Dax-Konzernen investiert ist, eventuell einen verheerenden Einfluss auf die recht selbstmörderische Politik der aktuellen Bundesregierung hat – wenn dabei jeder verschwörungstheoretische Ansatz vermieden wird.
Die Reichenliste beweist also vor allem eins – mangelnder Arbeitswille des deutschen Arbeitsvolks als Ursache des Niedergangs ist ein Märchen, Es ist so, wie es Heine schon vor 180 Jahren feststellte:
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
