Die Gaslobby trifft sich in Wien

Ende März treffen sich die großen Energiekonzerne in Wien zur European Gas Conference. Dort werden sie über durch den Ukraine-Krieg entstandene „Herausforderungen und Chancen“ diskutieren, wie es im Managementsprech so gern heißt. Die Energiekonzerne sind gleich für zwei der größten aktuellen Probleme verantwortlich: Für den Klimawandel und die allgemeine Teuerung. Beides bewegt sich in einem toxischen Kreislauf, der vom Profitstreben in Gang gehalten wird.

Gas-Explosion … der Preise und Profite

Die Inflation wird durch die hohen Energiepreise getrieben, die sich übrigens schon vor Putins Überfall auf die Ukraine vervielfacht hatten. Erdgas wird an der Börse gehandelt und der Preis ist stark spekulationsabhängig. Vor der Coronapandemie lag der Erdgaspreis in Europa lange Jahre recht stabil in einer Spanne von 10–25 € pro Megawattstunde. Im Herbst 2021 war er schon auf über 80 € geklettert, nach Kriegsbeginn schoss er auf 190 €, und als im letzten Sommer klar wurde, dass Russlands Lieferungen komplett wegfallen, erreichte er kurzzeitig Spitzenwerte von über 300 €! Zurzeit ist er wieder auf 45 € gefallen, was immer noch dreimal so hoch ist, wie vor zwei Jahren. Diese Preise spüren wir bei unseren Heizkosten, aber sie gehen letztlich auch in alle anderen Produkte ein.

Die Energiekonzerne (fast alle haben Erdöl und Erdgas im Sortiment) haben sich an den hohen Preisen eine goldene Nase verdient. Die 5 großen Konzerne Exxon, Chevron, BP, Shell und Total haben ihre Gewinne fast alle mehr als verdoppelt und zusammengenommen 190 Mrd. Dollar Profit gemacht. Die hohen Preise bescheren riesige Gewinne bei den einen und Verarmung bei der großen Mehrheit. Wie so oft im Kapitalismus. Aber nicht nur die soziale Schere geht weiter auf, sondern das Klima wird weiter zerstört.

Klima ade …

Im Laufe des letzten Jahres wurde der Gasimport Europas auf andere Lieferquellen umgestellt. Vor allem Flüssiggas (LNG) und höhere Liefermengen aus Norwegen haben das russische Gas ersetzt. An der Spitze der LNG-Lieferanten: die USA mit weitem Abstand vor Katar. Die hohen Preise und die Suche nach Alternativen zu russischem Gas führen insgesamt zu mehr Investitionen in fossile Energien – die „Energiewende“, von der so viel geredet wird, ist nun eine Wende hin zu noch mehr CO2. Auch sieben Jahre nach dem Pariser Klimaschutzabkommen steigen die weltweiten CO2-Emissionen weiter an, statt zu sinken. Die kapitalistische Welt rast ungebremst auf die Mauer zu. Und BP hat schon angekündigt, dass auch die Ölförderung nun weniger reduziert wird, als angekündigt. Vom Gas gar nicht zu sprechen, das immer mehr ausgebaut wird, da ja die Konzerne Gas immer als „Brückentechnologie“ verkaufen wollen, die etwas weniger CO2 freisetzt als Kohle oder Öl. Aber das ist Augenwischerei, weil die Emissionen des noch viel klimaschädlicheren Methans, die bei Produktion und Transport von Gas entstehen, nicht einberechnet wurden. Vor allem, wenn nun statt russischem Gas durch Fracking produziertes LNG eingesetzt wird, dass mit hohem zusätzlichen Energieaufwand verflüssigt und gekühlt werden muss, dann ist die Gesamtklimabilanz am Ende katastrophal.1

Die Energiekonzerne, die sich in Wien treffen, profitieren von der Inflation, heizen sie selber an, und weil das nicht genug ist, verschleppen sie den Ausstieg aus der fossilen Energie und verschärfen den Klimawandel. Energieversorgung gehört zum Grundlegendsten, was wir Menschen brauchen. Warme Wohnungen und Mobilität zu bezahlbaren Preisen sind genauso notwendig wie eine 180°-Wende in der Klimapolitik. Doch alles das geht nicht in einer kapitalistischen Welt, wo mächtige Konzerne ihre privaten Gewinninteressen durchsetzen auf Kosten der Allgemeinheit. Wir brauchen ein grundlegend anderes Wirtschaftssystem und mit einer Enteignung der großen Energiekonzerne könnten wir einen Anfang machen!

Richard Lux, Berlin

Rund um die Konferenz wird es Protestaktionen in Wien geben und vom 24.-26. März eine Gegenkonferenz:

Infos unter powertothepeople.at

1 energycomment.de/lng-boom-in-deutschland/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert