Super-Jens rettet die Galaxis

Vitamin C – 07. Juni 2018 als pdf

Super-Jens rettet die Galaxis

Zumindest versucht Minister Spahn diesen Eindruck zu erwecken, wenn ihm jemand unvorsichtig ein Mikro unter die Nase hält. Seht her, ich bin ein Macher, ein Kracher, ein Superheld! Pflegenotstand, fehlendes Personal und Geld, Wartezeiten beim Facharzt – unser Held hat für alles eine Lösung. Respekt, der Kerl beherrscht das Showbusiness, eine geborene Rampensau. Nur hinter die Bühne dürfen wir nicht schauen, denn da packt einen das Grauen…Viele seiner Lösungen sind so simpel wie verheerend. Personal? Da werben wir einfach ein paar Tausend osteuropäische Kolleg_innen an, die sind pflegeleicht und kostengünstig. Geld? Da nehmen wir doch einfach die „Überschüsse der Krankenkassen“ – müssen eben zur Not ein paar Leistungen gestrichen werden, so what. Überlastete Notaufnahmen? Da schließen wir eben mal 300 Notaufnahmen, die sich „nicht rechnen“ – da wird’s in den restlichen etwas kuschliger. Dass alljährlich in Deutschland Milliarden € in die Kassen der Pharmakonzerne als Extraprofit versickern, weil wir hier die höchsten Pillenpreise weit und breit haben – das ist für Minister Spahn kein Thema. Dass gerade die Besserverdiener nicht in die gesetzlichen Krankenkassen einzahlen – das interessiert diesen Minister wie die letzte Hackfruchternte. Nur nicht mit den Pharmakonzernen und den mächtigen Lobbygruppen anlegen – dann klappts auch mit dem Kanzleramt…

Soo entspannend…

Nun gibt es also auf Station 50 im Virchow ein Pilotprojekt mit Relax-Massagesessel. Die Pflegejudith war ganz begeistert, dass wir uns nun „während der Pause oder nach der Schicht“ (geht’s eigentlich noch?) „von der Arbeit erholen“ können. Ist ja ganz nett. Unser Vorschlag für ein Pilotprojekt wäre allerdings: einfach mal ausreichend Personal einstellen, so dass auf allen Stationen auch wirklich die Pause von allen genommen werden kann – wenn es dann noch ne Massage gibt, hat keiner was dagegen.

Spiel mir das Lied vom Tod

Wieder gelangen Infos über unhaltbare Zustände in der Pflege an die Öffentlichkeit – diesmal aus der Uniklinik Düsseldorf. Natürlich wiegeln die Verantwortlichen ab, von wegen „die Todesfälle müssen doch nicht alle ursächlich“ – Schluß jetzt – es bleibt festzuhalten: In einem der reichsten Länder der Erde müssen Menschen sterben, weil nicht genug Personal da ist, um notwendige intensivmedizinische Maßnahmen oder vorgeschriebene Hygiene sicherstellen zu können. Wenn eine Pflegekraft für 30 bis 40 Patient_innen (NRZ) verantwortlich ist, dann ist jede Diskussion über Todesursachen nur noch zynisch. Wer als Verantwortlicher für solche Zustände nicht vor Scham im Boden versinkt, sollte eigentlich im Gesundheitswesen keinen Platz haben.

Klopf, Klopf

Die Charité klopft sich wieder mal auf die Schulter. Diesmal findet sie sich besonders genial darin, 2000 Kolleg_innen in 7 Monaten geschult zu haben, das neue Entlassmanagement am PC umzusetzen. Der Beweis dafür ist eine Umfrage unter 83 Schwestern von denen 60% sich gut bis sehr gut informiert fühlen. Also etwa 50. Wir sehen auf den Stationen doch vor allem rätselnde und mit dem PC kämpfende Schwestern. Entlassmanagement braucht Zeit, ob man das Programm nun gut oder weniger gut beherrscht. Mehr Erkenntnis hätte wohl eine Umfrage zum Thema gebracht, wann wird das Entlassmanagement am PC umgesetzt. Nach Feierabend? In der Pause? Denn nach unserem Wissen hat die Charité nicht eine Stelle mehr geschaffen für die Umsetzung dieses Aufgabenbereiches. Weder in der Pflege, noch bei den Ärzten oder den Sozialarbeiter_innen.

Teure Sitzwachen

Teuer für uns, denn wie froh sind wir doch, wenn eine notwendige Sitzwachenanforderung Erfolg hat. Und anscheinend zu teuer für die Charité. Denn im Centrum 14 ist es nun mal wieder die Centrumsleitung, die jede Anforderung auf ihrem Tisch haben will. Mit Begründung und Oberarztunterschrift. Da sie keine Sitzwachen einbestellt, vermuten wir doch stark, dass diese Maßnahme dazu dienen soll, weniger Sitzwachen anzufordern. Denn zu den nach 3 Tageszeiten gegliederten Vorgehensweisen kommt nun auch noch die Pflicht zu einer Pflegevisite ab der zweiten Anforderung. Also auch zu jeder weiteren Fortschreibung der Anforderung. Noch Fragen? Ja, welche Tätigkeit können wir denn in Richtung Centrumsleitung delegieren? Und was sagt die Oberärztin zu dieser Anzweiflung ihrer Kompetenz?

Streik bei der VSG zunächst beendet

Nach 51 Tagen endete der Streik unserer Kolleg_innen bei der Vivantes Service Gesellschaft. Und das mit deutlichen Verbesserungen bei Lohn und Urlaub. Nachzulesen bei ver.di. Auch wenn noch immer nicht der TVöD durchgesetzt ist, haben sie mit ihrem Beharrungsvermögen einiges erreicht. Wie viel mehr hätten wir gemeinsam durchsetzen können, wenn CFM und VSG, wenn Charité und Vivantes, wenn CPPZ und Vivantes Therapeut_innen sich nicht künstlich trennen lassen. Und bei Vivantes gab es sogar noch ein Zeichen darüber hinaus. Pflegekräfte waren zumindest am Ende des Arbeitskampfes zum Solidaritätsstreik aufgerufen. Noch eher symbolisch, aber diese Art des Zusammenhaltes werden wir nicht wieder vergessen.

Wer das Geld hat, hat die Macht

Die VSG hat soeben ihren Streik für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne beendet, und plötzlich wird bekannt, wo das ganze Geld eigentlich geblieben ist. Anscheinend wurden in den letzten Jahren viele Führungskräfte fürstlich entlohnt – mit „plötzlichen“ Gehaltsteigerungen und außerordentlichen Prämien-zahlungen. Die Sprecherin von Vivantes erwidert auf die Vorwürfe, dass „wettbewerbsfähige Löhne und Gehälter“ gezahlt werden. Dann sollte sie mal die Kolleg_innen in Pflege und VSG fragen, wie viel sie verdienen.

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