Toll!
Die Deutsche Bahn ist mit dem Abschluss mit der GDL sehr zufrieden. Die GDL-Bundesvorstandsetage ist auch super zufrieden. Ganz große Spitze auch die Solidarität der GDLer. Selbst in der Presse Lob, außer bei der FAZ und FDP-Lindner, diesen ewigen Nörglern.
Bei soviel Jubel und Durchhalteparolen, was kann es da an Fragen und Kritik geben…? Öhhhh.
Immer diese Spitzfindigkeiten im Kleingedruckten
42% der GDLer haben das Wahlmodell 2×6 Tage Zusatzurlaub gewählt. Das wäre aber ab Januar 2026 weg. Das macht die DB zufrieden. Die 35-h-Woche kommt nach und nach erst zum Januar 2029 (wieviele werden das noch erleben? Zwinkersmiley). Und die kommt auch nicht für alle. Nur für bestimmte Schichtarbeiter. Das spaltet noch zusätzlich unter den Kollegen. Eine Stunde Arbeitszeitabsenkung ab Januar 2026 soll dann rechnerisch 7 freien Tagen entsprechen. Würde unterm Strich schon einen Tag Gewinn bedeuten. Dafür muss man auch nicht mehr auf Geld verzichten. Aber der Trick ist, man hat nicht Anspruch auf 7 freie Tage. Wie die Arbeitszeitabsenkung in der Disposition umgesetzt wird, hängt vom Willen der DB ab. Wieviel werden wir später merken? Aber später könnte auch sein, dass die DB darauf pokert, dass die Leute lieber mehr arbeiten, um mehr Geld zu kriegen. Die Preise steigen, die Löhne – Dank DB – nicht so sehr. Und wird die DB uns nicht vorhalten, dass es nicht genug Personal gibt?
Immer schön flexibel bleiben – das ist der Spirit dieses Deals. Flexibel für wen?
Die Preise und Mieten warten nicht
555 Euro monatlich mehr bei 12 Monaten Laufzeit war die Forderung gewesen. Das war nicht zu hoch, wenn man überlegt, wie die Preise ab 2021 in die Höhe geschossen sind.
Mit der Einigung würden erst im August 2024 und April 2025 jeweils um 210 Euro die Löhne steigen.
Es müsste eigentlich sein, dass die Lohnerhöhung rückwirkend zum Ende des alten Tarifvertrag kommt. Aber die kommt immer später und wird hinausgezogen bis fast ans Ende des neuen Tarifvertrages.
Ein Phänomen, das sich wie Unkraut ausbreitet.
Was die DB „Frieden“ nennt
Die DB feiert die „Planungssicherheit“ wegen der langen „Friedenspflicht“. Denn der Tarifvertrag endet in Bezug auf Arbeitsentgelt Ende 2025. Für die anschließenden 2 Monate hat sich die GDL-Obrigkeit zu Verhandlungen ohne Streiks verpflichtet. Und anschließend gibt es Regeln für eine Schlichtung. Schreibt die DB.
Gibt es jemals wieder Streik? Oder nur noch „kollektives Betteln“, wie uns doch Bundes-Clausi so oft erklärt hat? Viele bei uns rechnen bald wieder mit Streiks, um sich gegen den alltäglichen Krieg der DB Respekt zu verschaffen.
Nur noch eine kleine Frage am Rande
Der Abschluss soll in den 18 GDL-Betrieben gelten. Also nicht für uns. Und jetzt?
Wäre das nicht ein Grund, den Arbeitskampf fortzusetzen? Wir kriegen die Auszählung seit Jahren als Möhre vor die Nase. Seiler weiß sowieso, was los ist. Wie soll man dieses politische Spiel durchschauen, das da läuft?
Was wird bei der Urabstimmung rauskommen?
Auch wenn Seiler selbstzufrieden tut, natürlich hatten die Streiks Druck gemacht. Die 35-h-Woche hätte es nicht gegeben. Die 420 Euro gibt es auch nur wegen der Streiks der EVG-Kollegen und die der GDL. Aber war die Streikstrategie richtig? Zwar hat die GDL als Apparat gewonnen und sitzt als Verhandungspartner wieder am Tisch. Aber haben wir als Beschäftigte gewonnen? Haben wir genug gewonnen?
Die Streiktage hatten funktioniert und die Erwartung war, dass noch ein langer Streik kommt. Kam aber nicht. Und wenn die Abschlüsse von GDL und EVG so eng beieinander liegen, wären dann gemeinsame Streiks nicht viel wirkungsvoller? Die Kollegen von der Infrastruktur würden jetzt nicht so im Regen stehen? Bei den Mitgliedern kriegt man Gemeinschaft hin, es herrscht das Gefühl, dass es eine einheitliche kämpferische Gewerkschaft für alle geben muss.
Die Diskussionen müssen jetzt laufen!
Nieder mit den Privilegien!
Die DB Cargo-Chefin Nikutta hatte gefordert, dass die Lokführer auf Privilegien verzichten sollten.
Schaun wir mal, was es in der DB-Welt an „Privilegien“ gibt:
– Nachtschichten
– Frühdienst ab 2:00/3:00 anfangen
– Spätdienst um 1:00 Feierabend oder später
– bei Cargo sogar Schichtbeginne und -enden zu allen möglichen Zeiten
– Wochenenden, Feiertage, Weihnachten, Silvester arbeiten
– völlig unregelmäßige Schichtlängen und -zeiten
– bei häufigen Störungen (Signale, defeke Züge, Polizei- und Notarzteinsätzen) arbeiten und Frust der Fahrgäste abfangen
– wechselnde Einsatzstellen teils ohne Wohnortbezug… Gerne sofort abschaffen!
Wissing rechnet bald mit mehr Pünktlichkeit…
…verkündete er am 1. April. Schon zu Weihnachten wäre es soweit. Kein Witz. Leider.
Gewerkschafter:innen in Solidarität mit Gaza
Es war für manche von uns schwer, monatelang wortlos dieses Massaker mit anzusehen. Jetzt kommt ein Aufruf für eine Protestkundgebung von Gewerkschaftsmitgliedern in Berlin. Es wird gut, endlich zusammen offen zu reden: Mittwoch, 10. April, 16 Uhr, Platz des 18. März, Brandenburger Tor