„There is no Planet B“ – es gibt keinen Planet B

Letzten Freitag haben Zehntausende Schülerinnen und Schüler gestreikt und sind in vielen Städten auf die Straße gegangen. Sie haben die Nase voll von den Politiker_innen, die nichts gegen den Klimawandel tun. „Wir sind jung, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ war zu hören. Oder zu lesen war „Fehlstunden verkraftet man, Klimawandel eher nicht so“. Die Drohungen von Politikern und Schulleitungen angesichts der Streiks haben sie nicht aufgehalten. „Wir müssen unsere Schulpflicht nicht erfüllen, wenn die Erwachsenen ihren Job beim Klimaschutz nicht machen“, erklärte eine Schülerin.

Die Streiks fingen letztes Jahr in Schweden an und breiteten sich rasch in andere Länder aus. Anfangs klein, doch immer mehr verschaffen sich die Ju­gendlichen Gehör. Kommenden Freitag wollen sie in Berlin vor dem Wirtschaftsministerium demonstrie­ren, wo die Kohlekommission ihre Entscheidung zur Zukunft der Kohlekraftwerke verkünden soll.

Die Schüler_innen haben Recht mit ihrer Wut. Vor ihnen liegt nicht nur eine Zukunft mit Aussicht auf unsichere Jobs und finanzielle Sorgen. Bereits heute wissen immer mehr, was es bedeutet, wenn das Leben zu teuer ist und das Geld am Ende des Monats nur knapp reicht. Vor ihnen liegt auch eine Zukunft mit Klimakatastrophe. Denn die Warnungen der Wissenschaftler werden immer alarmierender. Zwar stellt sich die deutsche Politik gerne als Vorrei­ter im Klimaschutz dar. Die vielen „Programme“ und „Strategien“ sollen vorgaukeln, dass sie etwas tun würden. Aber das ist nicht der Fall! Auch hierzulande steigen die Emissionen in letzter Zeit wieder bzw. verharren auf hohem Niveau. Im aktuellen Klima­schutzbericht von 2017 räumt die Regierung ein, das Klimaziel für 2020 zu verpassen. Um 40% sollte der Kohlendioxidausstoß gegenüber 1990 sinken, wahrscheinlich werden es 32%. Noch schlimmer sieht es aus, wenn es um die Ziele für 2050 geht.

Uns geht die Luft aus

Dabei ist völlig klar, was der Menschheit droht, wenn die Ziele nicht eingehalten werden. Im Bericht für das Weltwirtschaftsforum in Davos heißt es: „Von allen Risiken ist es bei der Umwelt am offensichtlichsten, dass die Welt in eine Katastrophe steuert“. Die Wissenschaftler fordern im UN-Klimabericht „schnelle und weitreichende System­übergänge in Energie-, Land-, Stadt- und Infrastruk­tur sowie in Industriesystemen“. Sie sprechen von Maßnahmen „beispiellos bezüglich ihres Ausmaßes“.
Aber nichts davon passiert! Die Autoindustrie gibt weiter den Ton an. Die Logistikunternehmen schmei­ßen ihre LkW-Flotten auf die Straßen. Werden Wasser und ganze Landstriche verseucht. Kohle wird subventioniert. Und und und. Letztes Jahr ist zwar mit viel tamtam das letzte Steinkohlebergwerk in Deutschland geschlossen worden – nachdem die Konzerne dafür in den letzten 10 Jahren 21 Milliar­den Euro an direkten Subventionen abgegriffen ha­ben. Aber Steinkohle wird trotzdem weiter verbrannt, nur wird sie importiert. Wenn es nun in der Kohle­kommission um die Schließung der Kohlekraftwerke geht, dann klagen die Konzerne schon laut. 50 Milli­arden würde es sie kosten… und natürlich Arbeitsplätze. Und so spielen die Unternehmen auch noch die Beschäftigten gegen den Klimaschutz aus. Tatsächlich geht es ihnen nur darum, möglichst lange zu produzieren und möglichst viele staatliche Gelder zu bekommen. Merkel hat schon beides in Aussicht gestellt.

„System Change – not Climate Change“ – Systemwechsel und nicht Klimawandel

Die nötigen Maßnahmen gegen den Klimawandel sind – schon von Natur aus – internationale Aufga­ben. Es sind daher enorme Anstrengungen nötig, um die Klimakatastrophe zu verhindern, je schneller, umso besser. Aber wer könnte das organisieren? Und wie können wir die Regierungen und Unterneh­men dazu zwingen, Umweltschutz vor Profitinteressen zu stellen? Es ist dem kapitalis­tischen System die Welt, in der wir zukünftig leben sollen, völlig egal, solange die Dividenden fließen. Und um das zu ändern, ist nicht weniger als eine Revolution nötig.

Stellen wir uns vor, wir würden in einer Gesellschaft leben, in der nach den Bedürfnissen der Menschheit und nicht der superreichen 1% produziert würde. Dann wäre es eine Selbstverständlichkeit, so zu pro­duzieren, dass die Umwelt uns nicht um die Ohren fliegt. Dann wären Klimaschutz und soziale Fragen auch kein Gegensatz. Die Zeit läuft uns davon – das haben die Schülerinnen und Schüler verstanden.

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