Hochstudiert
Wir haben eine neue Pflegedirektorin. Anke Jentzsch, 38 Jahre, Überfliegerin und hochstudiert. Kurz in der Karriere war sie auch mal Gesundheitspflegerin, danach hat sie viel studiert (zwei Abschlüsse 2014 und 2017), dann war sie Dozentin an der Uni, freie Redakteurin, Hausleitung eines Seniorenzentrums sowie Pflegedirektorin in der Filderklinik sowie in der Zeisigwaldklinik. Ui, ui, ui und das alles mit 38. Und zur Zeit promoviert sie noch an der TU Dresden. Hm, die Pflegedirektion der größten Uniklinik Europas macht sie wohl ein bisschen nebenbei?

Neuer Besen …
Zum Start des Jahrs 2023 gibt es im OP-Management eine neue Personalchefin. Vorher war sie in Mainz u.a. für die OP-Kennzahlsteuerung zuständig. Sie wird wohl vom Vorstand gut ausgewählt worden sein, denn dieser hat die wegen Personalmangels erfolgte Aussetzung des Elektivprogrammes nach kurzer Zeit schon wieder beendet, obwohl weiterhin ein hoher Krankenstand und eine großes Maß an Erschöpfung in den Bereichen herrscht. Wir dürfen also davon ausgehen, dass der Auftrag der Frau Liebsch darin besteht, die OP-Räumlichkeiten zu nahe 100% auszulasten. Dazu wird sie den Einsatz von Medizinstudierenden
in den OPs als Wundermittel preisen. Denn merke, Studierende der Medizin haben ab dem 5. Semester die Kenntnisse zur Erfüllung der Aufgaben von Pflege, OTAs usw. schon in ihrer Genetik angelegt.

Kinder bringen nix
Die traurige Geschichte der Unterversorgung in deutschen Kinderkliniken erreicht einen neuen Höhepunkt. In der Charité z. B. ist die Personaldecke weiterhin so dünn, dass Betten geschlossen und die kleinen Patient:innen (viele mit RSV) abgewiesen werden müssen. Die Lösung ist wie in der Corona-Pandemie eine Umverteilung von Personal – weil die Arbeit mit Kindern ja fast das gleiche ist wie z. B. mit Krebspatient:innen. Dazu soll auch noch das bereits genannte Allheilmittel „Medizinstudent:in“ kommen. Und wer glaubt, mit dem Besuch von Giffey und Lauti in der Kinderklinik Virchow bekommen wir ein Happy End, müssen wir leider enttäuschen. Sie haben angekündigt, dass sie eine Spezialklinik für schwerstkranke Kinder in Berlin errichten wollen, doch wo dafür das Personal herkommen soll, ist alles andere als klar. Egal, ob für die Kids oder die Großen, Gesundheit darf kein profitables Geschäft sein, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Und erst dann bekommen wir auch unser Happy End.

Papa Karlo und die Räuber
„Es begab sich zu der Zeit, als Olaf Scholz Statthalter war in Germanien. Da berichteten die Apotheker, dass die Pillen für die Kinder nicht mehr reichen.“ So begann die neue Weihnachtsgeschichte. Nun hat ja unser derzeitiger Minister seinen Doktortitel nicht wie andere auf einer fränkischen Kirmes gewonnen, sondern scheint wirklich ein Schlauer zu sein. Zumindest kann er die Ursachen für die vielen Miseren in seinem Bereich meist sehr treffend benennen. Da die Finanzierung der Medikamente sich nach dem enthaltenen Wirkstoff richtet, verdient Big Pharma bei den Kleinen eben weniger. Doch als Papa Karlo hinausging, um solches zu ändern, ging es ihm wie allen Ministern vor ihm. Er traf auf die Räuber von der Pharmalobby, welche ihm den Unterschied zwischen dem langen und dem kurzen Ende eines Hebels erklärten. Da rief der Karlo mit Donnerstimme: „Och Menno!“ und hob alle Preisbegrenzungen bei Kindermedizin auf, auf dass Big Pharma sich die Taschen noch voller stopfen kann. „Guter Mann“ sagte der Pharma-Direktor und begab sich zu seinem morgendlichen Bad im Geldspeicher.

Kommen und Gehen
Nachdem zum Jahresende Frau Maßwig sich in den Ruhestand verabschiedet hat (wir verzichten auf das Heucheln guter Wünsche), ist nunmehr ein neues Gesicht an der Spitze der CFM aufgetaucht: Simon Batt Nauerz. Auch bei ihm taucht im Lebenslauf wie bei anderen Charité Vorständen der Entsorger Alba auf, was uns hoffentlich nicht zu Denken geben sollte. Da gab es mal ein lange im Netz kursierende Video, in dem er sich über den hohen Krankenstand bei seiner letzten Station AeroGlobe aufregte und Simulanten mit Konsequenzen drohte. Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass er sich nicht damit für den Job
empfohlen hat …

Kreisende Geier
Nachdem seit Jahrzehnten Politik und „Gesundheitsindustrie“ alles dafür tun, die Krankenhäuser der „ökonomischen Vernunft“ zu unterwerfen und so einen stetigen Abbau von Bettenkapazitäten herbeigeführt haben, vergießen dieselben Bratzen jetzt literweise Krokodilstränen wegen der angeblich „drohenden Pleitewelle“. Ok, noch einmal im Klartext: In Bereichen der Daseinsvorsorge wie Gesundheit, Bildung oder Infrastruktur führt das Profitsystem sicher in die Katastrophe. Der Kapitalismus sägt zunehmend den Ast ab, auf dem wir alle sitzen.

500 Euro mehr!
2023 beginnt mit der Tarifauseinandersetzung zum TVÖD. Unsere Forderung ist klar: 10,5%, aber mindestens 500 Euro mehr und eine Laufzeit von einem Jahr. Die ärztlichen Kolleg:innen in den Kommunen wollen den Verlust ihres Einkommens durch den Ausgleich der Inflationshöhe verhindern.
Dazu fordern sie, dass die Teuerung komplett ausgeglichen wird. Obwohl es uns seit Jahren auf den Nägeln brennt, haben wir das Thema der viel zu langen Arbeitszeiten noch nicht auf den Forderungstisch gelegt. Trotzdem: Die Chefs werfen uns und ihnen Gier und Maßlosigkeit vor, drohen mit Pleitewellen und werden versuchen, die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst weiter zu spalten. Wir haben aber keine Zugeständnisse zu machen. Der Reallohnverlust durch hohe Inflationsraten trifft uns alle, ob bei der BSR, den Wasserbetrieben, den Kliniken usw.

Krankes System
Schön, dass der Winter immer auch Rechtfertigungen für die Politik mitliefert: So jetzt in England, wo die Regierung den desolaten Zustand der Notfallmedizin auf Corona und die Grippe-Welle schieben. Schätzungen zufolge sterben in der Woche 300 – 500 Menschen, weil die Notaufnahmen völlig überlastet sind, man wartet bis zu zwölf Stunden auf eine Versorgung. Dieser Zustand hat nur bedingt mit den aktuellen Infektionskrankheiten zu tun, viel mehr mit dem krank und kaputt gesparten System der nationalen Gesundheitsversorgung. Es geht keinen Schritt mehr weiter und deshalb wird auch in England für höhere Löhne und Entlastung gestreikt – diese Situation muss sich ändern, denn sonst wird außer der Queen niemand mehr alt.

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