
Der zurückliegende Sommer war von Wetterextremen geprägt: Hitzewellen, Überschwemmungen, Brände, Rekordtemperaturen. Dabei sehen wir erst den Beginn eines massiven Wandels im Weltklima. Die Arbeitenden weltweit zahlen einen hohen Preis: gesundheitliche Schäden, Tod, Zerstörung von Infrastruktur und Lebensraum …
Die Klimakatastrophe ist kein Schreckgespenst aus einem dystopischen
Science-Fiction-Film, in dem eine Naturkatastrophe biblischen Ausmaßes die Menschheit beinahe ausrottet. Vielmehr wird das Wetter zunehmend extremer und unberechenbarer – und damit auch die Lebensbedingungen auf der Erde. Dieser Prozess hat bereits begonnen, es bleibt jedoch unvorhersehbar, was da noch alles kommt – aber es wird richtig heftig.
Der Juli 2023 war global der bisher
heißeste Monat, die Temperaturen werden weiter steigen. Bereits im Sommer 2022 gab es in Europa 60.000 hitzebezogene Todesfälle. Besonders betroffen sind ältere, gesundheitlich angeschlagene und ärmere Menschen. Für etliche Berufsgruppen ist die Hitze eine enorme Mehrbelastung und gefährlich. Neben den steigenden Temperaturen sorgen Wetterextreme für Zerstörung und umfassende Schäden an Menschen, Natur und Infrastruktur.
Brennende Wälder
In Kanada begannen die Waldbrände bereits im März und damit besonders früh. Bis Anfang September verbrannte mehr als doppelt so viel Waldfläche wie im bisherigen Rekordjahr. Die entstandene Luftverschmutzung betraf über 100 Millionen Menschen, auch in Teilen der USA war der Aufenthalt im Freien gesundheitsgefährdend. Zudem wurden rund 200.000 Menschen evakuiert. Durch die Brände gelangte massenhaft CO² in die Atmosphäre, was den Klimawandel weiter befeuert.
Im August brachen auf Hawaii heftige Brände aus. Alleine in der Stadt Lāhainā starben mindestens 115 Menschen, Hunderte gelten noch als vermisst – die höchste Opferzahl bei Bränden in den USA seit 100 Jahren. 2.220 Gebäude wurden zerstört, der Sachschaden geht in die Milliarden. Die Vorgeschichte der Brände reicht 150 Jahre bis zur Kolonisierung der Inseln zurück. Damals wurden auf Hawaii riesige Zuckerrohr- und Ananas-Plantagen angelegt und dafür Wald gerodet. Von den einst wasserreichen Flüssen ist nach jahrzehntelanger intensiver Bewässerung nicht mehr viel übrig. Viele der ehemaligen Plantagen liegen brach, nachdem die Produktion in billigere Länder wie Indonesien verlagert wurde.
Diese wurden von leicht brennbaren, invasiven Gräsern zugewuchert, die einen perfekten Brandbeschleuniger bilden. Gleichzeitig wächst diese Pflanzenart nach den Feuern wieder am schnellsten nach. Ein tödlicher Kreislauf.
Regen, Regen, Regen
Griechenland erlitt diesen Sommer die bisher größten Waldbrände innerhalb der EU. Unmittelbar darauf folgten Starkregen und Überschwemmungen. An nur zwei Tagen ging die Regenmenge eines ganzes Jahres nieder, betroffen waren auch Bulgarien und die Türkei. Neben etlichen Toten wurden Wohnhäuser, öffentliche Infrastruktur und landwirtschaftliche Flächen samt Ernteerträgen zerstört.
Auch Österreich hat einen extremen Sommer hinter sich. Hitzewellen sind hier verglichen mit der Zeit bis 1990 um rund 50 Prozent häufiger und ein paar Tage länger geworden. Gleichzeitig gab es gleich mehrere Starkregenereignisse und Überschwemmungen. Die Unwetter-Einsätze und Aufräumarbeiten wurden weitgehend von Freiwilligen Feuerwehren und der lokalen Bevölkerung selbst geleistet – bei einer derartigen Häufung von extremen Wetterereignissen eine riesige Belastung. Die Regierung verspricht Abhilfe durch Direktzahlungen, aber verzichtet gleichzeitig auf wirkliche Maßnahmen gegen den Klimawandel und zur notwendigen Anpassung an diesen. Wie soll das in Zukunft ausschauen, wenn das alles noch heftiger wird?
Zerstörung und Wiederaufbau
Das alles waren leider nur ausgewählte Beispiele, weltweit sind Menschen durch den Klimawandel und Wetterextreme akut und dauerhaft bedroht. Diesen tödlichen Kreislauf aus Zerstörung und Wiederaufbau können wir nur durch die Zerstörung der kapitalistischen Ordnung und den Aufbau einer solidarischen, ökologischen Gesellschaft unter Kontrolle der Arbeitenden selbst durchbrechen.
Johannes Wolf, Wien