Ein Virus, gut für vieles

Ein Virus, gut für vieles

Nachdem die S-Bahn Geschäftsleitung ihre Sorgen angesichts des näher kommenden Virus kundtat, wurde die Betriebsversammlung abgesagt.

Bei dieser Betriebsversammlung sollte die laufende Ausschreibung der Teilnetze und der Fahrzeugbeschaffung Thema sein. Gerade als klar wurde, dass dort was gegen die Ausschreibung laufen sollte, erwachte bei der Geschäftsführung die Sorge um unsere Gesundheit? Wer glaubt das?

Aber es gäbe doch was zu tun

Jeden Tag fahren wir Züge, in denen eine ganze Betriebsversammlung reingestopft ist. Betriebsver­sammlung im 2-Minuten-Takt. Und was sind die Schutzmaßnahmen für uns? Desinfektionsmittel soll es geben, aber wann und wieviel? Für regel­mäßig Händewaschen müsste man regelmäßig Möglichkeiten dafür haben. Mundschutz wurde gesehen, aber laut Robert-Koch-Institut verhindert das kein Ansteckung… Die BVG hat jetzt zum Schutz der Busfahrer festgelegt, dass niemand mehr vorne einsteigt. Wie wärs z.B. damit, dass Zugbegleiterinnen nicht mehr durch die Massen laufen und kontrollieren müssten?

Was die Chefetagen fürchten, ist dass wir uns dar­auf berufen, dass wir nicht unter krankmachenden unzureichend schützenden Arbeitsbedingungen arbeiten müssen. Es gibt Gesetze, die die Unternehmen zu Maßnahmen verpflichten. Keine wirksamen Maßnahmen: Keine Arbeitsleistung!

Corona verleiht Flüüüügel… Echt jetzt?

Jedenfalls werden Bahnvertreter nicht müde zu er­klären, wie top alle vorbereitet sind und was nicht alles organisiert wurde für den Fall der Fälle.

In den Stellwerken fehlen schon in normalen Zeiten Leute, Dispo und TP sind ständig unterbesetzt, Fahrpersonal fehlt, und Reinigung auch.

Wenn dann ein Zug gemeldet wird wegen Corona, leergeräumt, desinfiziert werden muss und dann weiterfahren soll, mit den Fahrgästen, die geduldig gewartet haben, dann läuft das wie am Schnürchen? Anders als sonst bei Störungen?

Der DB-Vorstand und die Politiker sind nicht verantwortlich für den Virus, aber dafür, dass alles so zusammengestrichen wurde.

Sparstrumpf liegt auf dem Tisch

Die S-Bahn macht ernst und hat ihre Wünsche für eine neue Betriebsvereinbarung Arbeitszeit schon mal vorgestellt. Nichts wirklich Neues, nichts schlimmes? Dann bräuchte man keine neue Be­triebsvereinbarung! Wegfall der Schichtlagenpläne, Meldestellenkonzept, das praktisch ohne feste Zuordnung zu einer Meldestelle läuft, „Mobile“ Teams… Was steht noch auf dem Wunschzettel?

Sparmaßnahmen der SNCF:

Achtung, Rutschgefahr!

Am 5. März ist ein TGV auf der Hochgeschwindig­keitsstrecke Straßburg-Paris mit 225 km/h ent­gleist. Infolge eines Erdrutsches an der Böschung waren die Gleise blockiert. Vier von acht Waggons entgleisten. 21 Menschen wurden verletzt, davon 3 schwer. Die schlimmsten Verletzungen mit zahlreichen Knochenbrüchen erlitt der Lokführer.

So ein Unfall auf einer ziemlich neuen Strecke (Juli 2016 eröffnet) zeigt, wie groß die Sparmaßnahmen bei der SNCF sind. Die regelmäßigen Kontrollgänge zur Beobachtung der Gleise, aber auch der Bahndämme, Böschungen und Drainagen sind genau dafür da, um solche Ereignisse zu verhindern. Aber der Vorstand der SNCF hat diese Maßnahmen auf ein Minimum reduziert.

Spa(r)hn-Virus

In diesen schweren Zeiten gibt es eine Menge Gelegenheiten für Super-Jens für markige Auftritte. Neulich stellte sich Spahn vor die Kameras und verkündete: „Deutschland ist bestens gerüstet für den Kampf gegen Corona.“ Oh oh, muss der Vertreter einer christlichen Partei wirklich an das achte Gebot erinnert werden: Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen… Laut Panorama 3 im Februar können wegen Personalmangels ein Drittel der Intensivbetten nicht genutzt werden. So gab es in Bremen laut NDR im zweiten Halbjahr 2019 eine Intensivbetten-Abmeldequote von 66% – bundesweit kein Einzelfall. Es fehlen überall Pflegekräfte, Ärzte und Kolleg*innen beim Transport, in der Reinigung, Desinfektion. In den letzten Jahren gab es viele Streiks der Pflegekräfte, um Einstellungen zu erzwingen und Mindestbesetzungsregeln auf den Stationen durchzusetzen. Anfang Februar streikten deshalb auch die Ärzte bundesweit an Universitätskliniken. Letzte Woche waren wieder die Beschäftigten der Charité – Tochter CFM auf der Straße, bis der Streik wegen Corona abgeblasen wurde.

Unter der Corona-Decke brodelt es weiter.

Busse und Bahnen kostenlos – das hat Zukunft

Luxemburg hat für die freie Fahrt für alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln eingeführt.

Wäre der gesamte öffentliche Verkehr inklusive Fernverkehr der Deutschen Bahn in Deutschland kostenfrei, würden laut Berechnungen des Handelsblatts 18 Milliarden Euro aus Ticketeinnahmen fehlen. Kein Betrag, der nicht leicht aufzutreiben wäre: Um 11 Milliarden ist alleine der Verteidigungshaushalt zwischen 2014 und heute angestiegen. Dazu eine klitzekleine Reichensteuer… Das wäre ein großer Schritt für die Menschheit.

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