
Der 6. August 2023 ist der 78. Jahrestag des Beginns des Atomkriegs. 1945 warf das US-Militär eine Atombombe auf Hiroshima in Japan ab und tötete dabei mindestens 70.000 Zivilisten. Drei Tage später wurde eine weitere Atombombe auf Nagasaki abgeworfen, die mindestens 40.000 weitere Menschen tötete. Dies sind die damaligen Schätzungen des US-Militärs, so dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer wahrscheinlich viel höher ist. Nicht mitgezählt sind diejenigen, die später an einer Strahlenvergiftung starben, oder diejenigen, die überlebten, aber schreckliche Wunden davontrugen, oder diejenigen, deren strahlengeschädigten Gene zu Nachkommen mit schweren Geburtsfehlern und weiteren grausamen Todesfällen führten.
Die US-Regierung behauptete damals, dass diese Angriffe notwendig waren, um den Zweiten Weltkrieg zu beenden und Leben zu retten. Sie wollten dem japanischen Volk und der japanischen Regierung sowie der Welt zeigen, was die Verweigerung der Kapitulation bedeuten angesichts der Schrecken eines Atomkrieges – eines einseitigen Atomkrieges noch dazu. Viele haben gesagt, dass sie die Macht der Bombe in einem verlassenen Gebiet hätten demonstrieren können, anstatt Städte zu bombardieren. Und warum haben sie zwei Städte zerstört, eine nur drei Tage nach der anderen?
Das US-Militär ging aus dem Zweiten Weltkrieg als das mächtigste der Welt hervor. Und sie wollten dies der ganzen Welt deutlich demonstrieren – zeigen, dass der US-Kapitalismus nicht nur die mächtigste Wirtschaft der Welt war, sondern dass sie auch über die entsprechenden Waffen verfügten und bereit waren, sie einzusetzen.
Der 6. August ist in der Tat ein düsterer Jahrestag. Dieses Jahr ist er begleitet vom kürzlichen Erscheinen des Films „Oppenheimer“, der die Entwicklung der Atombombe durch die USA schiödert. Viele Menschen in Japan (und anderswo) sind empört darüber, dass der Film nicht die Zerstörung der japanischen Bevölkerung zeigt, während er sich auf die Wissenschaftler konzentriert, die dies möglich gemacht haben. Und diese Empörung wurde durch die Vermarktung des Films neben dem Barbie-Film noch verstärkt, der den Schrecken des Atomkriegs verharmlost, damit die Filmgesellschaften mehr Geld verdienen können.
Wir hören oft Leute sagen, dass wir den Holocaust niemals bagatellisieren oder ausnutzen sollten. Genauso wenig sollten wir die Schrecken des Atomkriegs bagatellisieren oder ausschlachten.
Die Bedrohung durch einen Atomkrieg schwebt auch heute noch über der Welt. Die USA produzieren weiterhin neue Atomwaffen. Russland und die USA verfügen jeweils über ein Atomwaffenarsenal von über 6.000 Waffen. Die heutigen Atomwaffen sind um ein Vielfaches stärker als die Bomben, die 1945 auf zwei Städte in Japan abgeworfen wurden. Sieben weitere Regierungen, darunter Frankreich, China, das Vereinigte Königreich, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea, verfügen zusammen über etwa 1.500 Waffen.
Und angesichts des andauernden Krieges Russlands in der Ukraine und der sich verschärfenden Konkurrenz zwischen den USA und China ist es leider nicht schwer, sich vorzustellen, dass diese Konflikte zu größeren Kriegen mit enormer Zerstörung führen könnten.
Wenn wir uns an die Schrecken des Atomkriegs erinnern, müssen wir uns daran erinnern, dass wir unter demselben System leben, mit demselben Streben nach Profit und Wettbewerb, das überhaupt erst zum Atomkrieg geführt hat.
Dieser Artikel erschien zuerst am 5. August 2023 auf der website der us-amerikanischen trotzkistischen Gruppe „Speak out now“: https://speakoutsocialists.org/august-6-the-anniversary-of-nuclear-war-never-again/